Oberhausen. . Dutzende Fälle von Taschendiebstählen gab es zuletzt in Oberhausen. Die Redaktion begleitete eine Aufklärungsstreife der Polizei am Sterkrader Tor. Seniorensicherheitsberater gaben dabei Passanten wertvolle Tipps. Täter lauern oft dort, wo es voll wird und ein Diebstahl unentdeckt bleibt.

Die Dame hat nur kurz die Auslage im Schaufenster betrachtet, und plötzlich spricht eine junge Frau von der Seite an. Schon bietet sich für einen danebenstehenden Mann die Gelegenheit, das Portemonnaie aus der Tasche der abgelenkten Oberhausenerin zu stehlen: Belebte Orte, etwa Einkaufsstraßen, Trödel- oder Wochenmärkte – das ist das bevorzugte Tatrevier der Taschendiebe. Zusammen mit den Seniorensicherheitsberatern sind Beamte darum im gesamten Stadtgebiet unterwegs und klären in direkter Ansprache auf. Die NRZ begleitete sie zum Einkaufszentrum Sterkrader Tor.

Da in den vergangenen Wochen Dutzende versuchte Taschendiebstähle bekannt wurden, intensiviert die Oberhausener Polizei ihre Bemühungen. Dabei will sie die Mitbürger über die Taktiken der Diebe aufklären: Überall dort in Oberhausen, wo Menschen eng aneinander vorbeilaufen und beim Einkaufen unaufmerksam sind, schlagen die Täter zu. „Das fällt dem geübten Auge mit einem Blick auf, wer unsicher wirkt und ein leichtes Ziel abgibt“, berichtet Polizeihauptkommissar Ralf Kreth, von der zuständigen Direktion Gefahrenabwehr.

„Viele Menschen gehen leider leichtsinnig mit ihren Wertsachen um. Taschendieben wird es deshalb oft sehr einfach gemacht“, sagt der Seniorensicherheitsberater Rolf Kubiak. Im Café den Einkaufsbeutel auf einen anderen Stuhl abstellen oder die Tasche vor einer Umkleide stehen lassen: All das seien Einladungen.

Betroffen sind häufig ältere Menschen

„Betroffen vom Diebstahl sind oft auch alte Menschen, da ihre Arglosigkeit ausgenutzt wird“, sagt Kreth. Darum wollen sie aufklären.

So sprechen sie eine Frau an, die gerade aus der Bank gekommen ist. Sie trägt ihre Handtasche offenstehend in ihrer Hand. Eine weitere Dame ist mit dem Fahrrad unterwegs und lässt ihre Tasche in dem Korb auf dem Gepäckträger liegen. Auch ihr kann, ohne dass sie es merkt, ihr Besitz geklaut werden. „Taschen, die am Kinderwagen hängen, sind gleichermaßen gefährdet. Man dreht sich mal einen Augenblick um – und schon kann es geschehen sein“, erklärt Sandra Hut, Kriminalhauptkommissarin.

Marianne Spielvogel etwa wurde bereits Opfer eines Diebstahles, ihr wurde vor einigen Jahren das Portemonnaie aus der Tasche geklaut. „Seitdem trage ich meine Handtasche jetzt immer über der Schulter und eng am Körper -- der Reisverschluss zeigt nach vorne.“ So soll kein Krimineller an ihre Wertsachen gelangen. „Ich finde es sehr lobenswert, wenn die Polizei über die Gefahren aufklärt.“ Sie selbst weist ihre Tochter ständig darauf hin, auf ihre Tasche aufzupassen. „Aber sie meint, es immer besser zu wissen.“

Eine ältere Mitbürgerin hat ebenfalls bereits leidvolle Erfahrungen mit Taschendieben gemacht. „Ich war gerade in der Bank und wollte einen Scheck einwerfen. Dabei wurde ich leicht von einer Person gestreift.“ Dass ihr dabei aber auch die Geldbörse entwendet wurde, bemerkte sie erst, als sie im nächsten Geschäft einkaufen wollte. „Später wurde das Portemonnaie wiedergefunden.“ Das Bargeld, ganze 130 Euro, war jedoch geklaut worden. „Zum Glück hatte ich meine Bankkarte nicht mit dabei“, erzählt die Seniorin.