Oberhausen. Neue Beiträge und ein altbewährtes Konzept zum Jubiläum - das älteste Kurzfilmfestival der Welt findet dieses Jahr zum 60. mal in Oberhausen statt. Dabei wird unter anderem das Thema “Film ohne Film“ kritisch beleuchtet. Auch neue Strömungen wie politische Filme zeichnen sich unter den Beiträgen ab.

Die alte Dame Kurzfilmtage bereitet sich auf ihren 60. Geburtstag vor. Das Jubiläumsprogramm, das vom 1. bis zum 6. Mai wieder internationales Flair in die Oberhausener City bringen wird, ist jedoch jugendlich-frisch und wagemutig wie eh und je.

Besonders das Schwerpunktthema „Film ohne Film“ beweist, dass das älteste Kurzfilmfest der Welt nach wie vor höchst experimentierfreudig und innovativ ist.

Europakino ist Spielort

Was passiert im Kino, wenn auf der Leinwand nichts zu sehen ist? Gibt es Filmerlebnisse, die nur akustisch wahrnehmbar sind? Und können im Vorführraum Aktionen passieren, die typisch für genau dieses Ambiente sind? „In Bielefeld und Münster soll es mal zu Schlägereien im Kino gekommen sein“, sagt Festivalleiter Lars Henrik Gass. „Und Sie alle haben wohl schon mal erlebt, dass jemand neben Ihnen redete oder Ihnen Ihren Patz streitig machte. Bei diesem Programm spielt die Musik im Saal und nicht auf der Leinwand, das Kino als Raum steht im Mittelpunkt.“

Gass verschweigt nicht, dass einige der fürs Schwerpunktthema ausgewählten Programme durchaus auf die Interaktion ihrer Zuschauer setzen oder zeitaufwendige Vorbereitungen benötigen. „Deshalb bin ich froh, dass es dieses Mal endlich gelungen ist, das Europakino ins Festival einzubeziehen.“ Auch das passt zum Jubiläum, denn schon in den 50er Jahren wurden in diesem Kino Kurzfilmbeiträge während des Festivals gezeigt.

Hohes Niveau

Was die Wettbewerbe angeht, so zeichnen sich ein paar Trends ab: Kurzfilme werden länger und Spielfilme sind in. Das gilt sowohl für die 21 ausgewählten Arbeiten im Deutschen Wettbewerb als auch für die 12 Beiträge, die im NRW-Wettbewerb laufen. Letzterer ist übrigens, was die Qualität angeht, nach wie vor auf sehr hohem Niveau, wie Carsten Spiecher, Leiter der beiden Wettbewerbe, betont. Das spreche für die Filmhochschulen im Land. Männliche und weibliche Regisseure seien gleich stark vertreten. Das klinge zwar selbstverständlich, sei aber bei Langfilmfestivals noch Utopie. Thematisch liegen Familiengeschichten und Auseinandersetzungen mit Natur und Tieren im Trend.

Drei Filme aus dem Deutschen Wettbewerb laufen auch im Internationalen Contest. Der zeigt 61 Filmen aus 35 Ländern in zehn Programmen. Mit zehn Produktionen und einer Koproduktion sind hier in diesem Jahr die USA besonders stark vertreten. Deutlich im Trend: der politische Film. Aktuelle Themen wie die Finanzkrise oder Fukushima bewegen Kurzfilmer aus aller Welt. Eingereicht wurden 3597 Filme.