Oberhausen. . Das Herz des Oberhauseners Helmut Hoffmann schlägt für einen alten Krupp-Mustang. Mit Nutzfahrzeugen wie diesem waren Hoffmann und sein Vater einst auf der Zeche Osterfeld im Einsatz. Jetzt erfüllt sich der 66-Jährige einen Jugendtraum und fährt mit dem Oldtimer am heutigen Olga-Gelände vor.

Es ist wie eine kleine Zeitreise, als Helmut Hoffmann mit seinem Lkw auf das alte Zechengelände in Osterfeld fährt. Denn der 66-Jährige fährt keinen gezähmten Laster mit moderner Ausstattung. Er sitzt am Steuer eines Krupp-Mustang.

Von der Kühlerhaube grüßen die drei kruppschen Eisenringe und erinnern daran, dass Deutschlands bekanntester Stahlkonzern bis Ende der 60er Jahre auch Lastwagen produziert hat. Vieles an dem Lastwagen ist aus heutiger Sicht ungewöhnlich – etwa der Pendelblinker, den Hoffmann setzt, als er auf das Gelände fährt. Anstatt einer blinkenden Lampe signalisiert ein hin und her wippendes Pendel, in welche Richtung der Lkw abbiegt.

Kesselasche für Tennisplätze

Auch die Zechen-Kulisse verströmt den unvergleichlichen Charme der alten Zeit. Das Pförtnerhäuschen steht noch, ebenso der Förderturm. Selbst die alte Lkw-Waage wurde nicht abgebaut. „Es sieht fast aus wie früher“, meint Hoffmann, der seit vielen Jahren alte Lkw restauriert.

Einmal noch mit einem alten Lkw auf der alten Zeche vorfahren – davon hatte Hoffmann schon seit Jahren geträumt. Schon als Jugendlicher fuhr er die Lkw auf dem alten Zechengelände. „Da war ich vielleicht 15 Jahre alt“, erinnert er sich. Sein Vater transportierte einst die abgebaute Kohle der damals noch florierenden Zechen. „Ich habe immer die Kesselasche transportiert“, sagt Hoffmann. Die Asche wurde auf den Lkw aufgeladen, mit Wasser abgespült und dann auf der anderen Straßenseite abgeladen. „Das wurde zum Beispiel für Fußball- oder Tennisplätze benutzt“, erzählt Hoffmann.

Produktion bis 1969

Die Firma Krupp hat von 1919 bis 1969 Nutzfahrzeuge gebaut. Die Lkw sind für ihre Zweitakt-Motoren bekannt, ein ungewöhnlicher Antrieb für Lkw.

Als sich die Nachfrage veränderte, fertigte Krupp Viertakter der amerikanischen Firma Cummins in Lizenz. Ende der 60er-Jahre stellte Krupp die Produktion von Nutzfahrzeugen ein.

Zu ihm haben sich mittlerweile Freunde und Kollegen eingefunden; sie plaudern über alte Zeiten. Etwa darüber, wie man beim Gewicht des Lkw am besten schummeln konnte, ohne dass der Pförtner es merkte. „Das linke Vorderrad war das einzige, das der Pförtner nicht sehen konnte. Das konnte man also ein bisschen neben die Waage stellen. Der Lkw wurde dann leichter gewogen als er war“, weiß einer zu berichten. Die somit nicht gewogene Kohle konnte der Fahrer verkaufen – und so den eigenen Geldbeutel etwas auffüllen.

Ein alter Büssing-Lkw fährt an der ehemaligen Zeche Osterfeld vor. Obwohl er viele Jahrzehnte alt ist, rattert der Motor beständig im Takt. Doch manches im Leben der Lkw-Fahrer war früher schon deutlich härter, sagt Hoffmann: „In dem Büssing gab es nicht mal eine Heizung. Da musste man sich schon mal eine Decke mitnehmen. Und wenn die Windschutzscheibe zugefroren ist, wurde das Eis eben mit einem Salzwasser-Lappen weggewischt.“ Manches ist heute dann vielleicht doch besser als früher.