Oberhausen. . Evelyn Meinhard, Flüchtlingsreferentin des Evangelischen Kirchenkreises Oberhausen, feiert ihr Silbernes Dienstjubiläum. Die Kreissynode setzte ein deutliches Zeichen für die Sicherstellung des wichtigen Arbeitsbereichs, indem die hauptamtliche Stelle nun komplett aus Kirchensteuermitteln finanziert wird.
Silberne Dienstjubiläen sind glücklicherweise nicht so selten in Oberhausen, auch nicht beim Evangelischen Kirchenkreis Oberhausen. Dennoch ist es schon etwas Besonderes, dass Evelyn Meinhard in der Lutherkirche mit Freunden und Wegbegleitern ihr „25-Jähriges“ feiern kann: Als einzige Hauptamtliche des Flüchtlingsreferats des Evangelischen Kirchenkreises hat sie immer wieder um den Fortbestand ihrer Stelle bangen müssen.
Deshalb ist sie ebenso froh wie stolz, dass die evangelische Kirche bei ihrer jüngsten Synode ein wichtiges Signal setzte: Mit mehr als 90-prozentiger Zustimmung beschloss sie, die Stelle nicht mehr zur Hälfte auf Spendenbasis, sondern komplett aus Kirchensteuermitteln zu finanzieren. „Das ist eine unglaubliche hohe Unterstützung für diese Arbeit“, sagt Superintendent Joachim Deterding: „Eine Eins plus mit Sternchen.“
Seit Februar 1989 in Oberhausen
Im Jahr 1988 hatte die Synode beschlossen, für die Flüchtlingsberatung erstmals eine ganze Stelle einzurichten. Zu diesem Zeitpunkt gab es etwa 500 Flüchtlinge in Oberhausen, überwiegend Tamilen. Im Februar 1989 trat Evelyn Meinhard ihre Stelle an. Zuvor war die Sozialpädagogin als ABM-Kraft in Kaarst schon im Bereich Flüchtlingsberatung tätig gewesen. Anfang der 90er Jahre, als der Balkankrieg tobte, waren es um die 2000 – und zeitweise bis zu 15 belegte Wohnheime mit Flüchtlingen aus rund 50 Staaten.
Begleitung bei Behördengängen
Die Einzelfallhilfe ist das Herzstück der Flüchtlingsarbeit. Dazu gehört die Beratung in Sachen Asylrechtsverfahren und Asylbewerberleistungsgesetz.
Begleitung bei Behördengängen zählt ebenso dazu wie Unterstützung bei der Suche und Einrichtung einer Wohnung.
Übersetzungen, die Vermittlung von Sprachkursen und Krisenintervention kommen hinzu.
Jenseits der Einzelfallhilfen unterstützt das an der Marktstraße 154 ansässige Flüchtlingsreferat andere Hilfeorganisationen, arbeitet mit am Kommunalen Integrationskonzept und koordiniert Info- und Kulturveranstaltungen.
1999 kamen allein an einem Sonntag 70 Kurden nach Oberhausen: „Das Wanderkirchenasyl war eine echte Herausforderung“, erzählt Meinhard. „Es war spannend zu sehen, wie sehr die Menschen in den Gemeinden in jener Zeit hinter der Flüchtlingssache standen“, erinnert sich Deterding: „Ganz viele haben etwas gegeben. Da hat wirklich Begegnung stattgefunden. Wenn’s um ganz konkrete Fälle geht – und die Notsituation auch gut vermittelt wird – dann läuft’s ganz anders.“
Evelyn Meinhard ist froh, dass nach und nach für fast alle Betroffenen individuelle Bleibelösungen gefunden werden konnten: „Ich bin damals viel rumgegurkt. Leider gab’s keine politische Lösung, das war echte Knochenarbeit.“
Danach sei es vorübergehend „etwas ruhiger“ geworden – was aber nicht bedeute, dass es in Zeiten, in denen weniger Asylbewerber kommen, auch wenig zu tun gäbe: Schließlich gebe es auch Menschen, die schon lange hier sind und für die immer noch keine Lösung gefunden sei. Sie müssten in ständiger Angst vor Abschiebung leben.
Ausgezeichnet mit der Ehrennadel
Derzeit bewege sich die Zahl der in Oberhausen lebenden Flüchtlinge bei rund 530 Menschen. „Aktuell haben wir wieder ein bisschen stärker den Kampf für die Roma aus Serbien und Mazedonien aufgenommen. In diesem Winter gab es nicht einmal einen Abschiebestopp. Von den 114 Abschiebungen im vergangenen Jahr waren zu zwei Dritteln Roma aus Serbien und Mazedonien betroffen“, erzählt Meinhard.
Wenn sich Meinhard, die für ihre Arbeit im Dezember mit der Ehrennadel der Stadt ausgezeichnet wurde, etwas zum Dienstjubiläum wünschen dürfte, wäre es das: „Schon vom Denkansatz her, wäre es schön, wenn die Ausländerbehörde – wie es beispielsweise in Münster der Fall ist – dem Sozialbereich zugeordnet würde statt zum Bereich Öffentliche Ordnung. Außerdem gibt’s dort schon seit 2010 einen Ratsbeschluss für ein Bleiberecht für Roma. Ich erwarte keine Zaubereien – aber eine ähnlich lautende Absichtserklärung würde auch dem Oberhausener Rat gut zu Gesicht stehen.“