Oberhausen. Mit 229 Mitgliedern ging die „Katholische Arbeitnehmer-Bewegung“ (KAB) Herz-Jesu Sterkrade im März 1914 an den Start. In Oberhausen protestierten sie für arbeitsfreie Sonntage und die Mütterrente. Zum Jubiläum ruft der Ehrenvorsitzende auf, sich an den Betriebsratswahlen ab Samstag zu beteiligen
Auch wenn Willi Flöttl mit seinen 76 Jahren längst aus dem Arbeitsleben ausgeschieden ist – als Ehrenvorsitzender der „Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung“ (KAB) der Gemeinde Herz-Jesu Sterkrade weiß er: „Betriebsräte sind heute wichtiger denn je.“ Vor dem Start der Betriebsratswahlen in Oberhausener Unternehmen vom 1. März bis 31. Mai ruft Flöttl Arbeitnehmer in der Stadt zum Urnengang auf. „Wir erleben Stellenabbau und hohen Arbeitsdruck, das braucht starke Arbeitnehmervertretungen.“
Nachwuchs fehlt trotz Brisanz
Um die Rechte und Sorgen von Arbeitnehmern und sozial Benachteiligten kümmert sich die KAB Herz-Jesu Sterkrade seit 100 Jahren. Mit Angestellten demonstrierten die Katholiken für arbeitsfreie Sonntage, sie kämpften gegen Knebelverträge im Einzelhandel und setzten sich mit Gewerkschaften für die Mütterrente ein. In wenigen Wochen feiert die KAB nun ihr Jubiläum – trotz brisanter Themen fehlt es an jüngeren Mitgliedern.
1914, knapp sieben Jahre nachdem sich die noch junge Herz-Jesu-Gemeinde um ihre neu gebaute Kirche am Postweg gescharrt hatte, spalteten sich die Sterkrader aus dem Arbeiterverein St. Josef ab. Mit 229 Mitgliedern gründeten sie am 22. März 1914 den „Arbeiterverein St. Antonius“. Das stand zunächst unter keinem guten Stern: Im Winter 1914 mussten die 66 Mitglieder in den Ersten Weltkrieg ziehen. Von zu Hause erreichten sie aber Pakete.
Nach dem Krieg bauten die Männer ihre Gemeinschaft aus: Sie gründeten eine Vereinskapelle, legten den Grundstein für ein Vereinsheim, warben so kräftig um Mitglieder, dass der Arbeiterverein bald 600 Sterkrader zählte. Die Verbundenheit war groß: Auch während der Nazi-Zeit, in der die Arbeitervereine verboten waren, hielten viele Mitglieder St. Antonius die Treue, so dass die KAB kurz nach Kriegsende wieder aktiv werden konnte.
Jüngere Interessierte sind gesucht
Die KAB Herz-Jesu schrumpfte dennoch, auch weil mit St. Pius in Alsfeld sich eine neue Gemeinde abspaltete. 2005 wurde St. Pius wieder an Herz-Jesu angegliedert – der Anfang der Gemeindereform, die viel Unruhe brachte. Fünf Großpfarreien wurden in der Stadt gegründet, zwei Jahre hatte Herz-Jesu Sterkrade keinen eigenen Priester.
Festakt am 16. März
Die KAB Herz-Jesu Sterkrade lädt zu Empfang, Festakt und anschließender Festmesse am Sonntag, 16. März, ab 11 Uhr in den Gemeindesaal an der Inselstraße 40 ein. Vorab, am 1. März, beginnt um 19.11 Uhr der traditionelle Gemeindekarneval, der am Dienstag, 4. März, um 15.11 Uhr weitergeht. Die Frauen der KAB organisieren am Dienstag, 18. März, um 15 Uhr einen Frauen-Nachmittag mit Kaffee und Kuchen, am Freitag, 21 März, beginnt um 20 Uhr ein großes Skatturnier. Bei der Jahreshauptversammlung am Samstag, 5. April, 18.30 Uhr, werden die Jubilare im Gemeindesaal geehrt.
Infos zur KAB unter kab@herz-jesu-sterkrade.de.
Flöttl selbst kam nach seiner Heirat zur KAB, ab 1978 saß er der KAB 24 Jahre lang vor. „Kirche ist ein Stück Heimat“, sagt er, „die KAB liegt mir noch immer am Herzen.“ Heute sammelt die KAB unter dem Vorsitz von Helmut Bennewa Spenden für soziale Einrichtungen, organisiert Karnevalsveranstaltungen oder informiert Mitglieder über Patientenverfügungen. 150 Mitglieder aus der Gemeinde Herz-Jesu zählt die Gruppe heute – auch Frauen gehören jetzt dazu. „Fast alle Männer sind verheiratet, natürlich kommen die Frauen da mit“, sagt Flöttl.
Im Schnitt sind die Mitglieder der KAB allerdings rund 60 Jahre alt – jüngere Interessierte sind gesucht: „Wir setzen uns für eine gerechte und solidarische Gemeinschaft ein. Aktive, junge Menschen sind herzlich willkommen.“