Oberhausen. Die Gemeinde St. Marien Rothebusch hat den See Genezareth nachgebaut. 2000 Liter Wasser plätschern in dem Teich unterm Dach des Gotteshauses, darin schwimmen rote Zierfische. Diese ungewöhnliche Krippe ist ein Treffpunkt – und das auch ohne Sonntagsmesse in der Gemeinde.
In der Kirche plätschert Wasser. In einem Teich dreht sich ein kleines Boot. Darin sitzt ein Fischer, seelenruhig, und wartet, bis einer der roten Fische an seinem Angelhaken nippt. Denn einer wird schon anbeißen. Oder?
Den richtigen Köder jedenfalls hat die rührige katholische Gemeinde St. Marien Rothebusch ausgeworfen: Eine äußerst ungewöhnliche Krippe samt Teich mit 2000 Litern Wasser, Anglerfigur und lebenden Zierfischen haben die Gläubigen in ihr Gotteshaus gebaut. An ihr wollen die Gemeindemitglieder noch bis Samstag Menschen aus ihrem Ortsteil zusammenbringen. Das gelingt – trotz widriger Umstände.
Ehrenamtliche engagieren sich
Seit zweieinhalb Jahren steht die Rothebuscher Gemeinde ohne einen eigenen Pfarrer da. Damit entfällt für die Katholiken ein zentrales Element: Reguläre Sonntagsmessen werden in St. Marien nicht mehr gehalten. Dass die Gemeinde dennoch zusammenhält, sich regelmäßig trifft, ist auch der Arbeit vieler Freiwilliger zu verdanken.
Dazu gehört der Kreis, der in den vergangenen Jahren ungewöhnliche Krippen entwickelt hat. Mal haben die Ehrenamtlichen eine Haltestelle aufgebaut, die das Warten auf Jesu Geburt symbolisieren sollte, mal ein Floß ohne Steuermann errichtet – um die Sorgen einer Gemeinde zu thematisieren, der der Pfarrer fehlt.
Bibelgeschichte erzählt vom Vertrauen
In diesem Jahr haben wir uns mit dem Thema Vertrauen beschäftigt“, erzählt Ralf de Wys aus der siebenköpfigen Gruppe des Krippenkreises. „Wir haben uns also eine Bibelgeschichte ausgesucht, die vom Vertrauen erzählt.“ Die Bibelgeschichte des erfolglosen Fischers Petrus, der Jesus vertraut und sich bald über üppig gefüllte Netze freuen kann.
Diese Bibelverse haben die Rothebuscher mit der wohl berühmtesten Geburt der Welt zusammengebracht – vor einem gezimmerten Stall mit gekauften, aber handgearbeiteten Holzfiguren in Kleinkindgröße haben sie einen Teich mit rund 2000 Litern als See Genezareth angelegt. Monatelang arbeiteten die Gemeindemitglieder das Konzept aus – Franz-Josef Nieland als der Schreiner in der Runde hat sich dann ans Werk gemacht und das Teichbecken gebaut. Eine Frau aus der Gemeinde schneiderte die Kleider der Figuren.
Reaktionen bisher positiv
Die Reaktionen auf ihre Krippe seien bisher positiv gewesen, erzählt Angelika Lüger. „Wir wollen an das erinnern, was Jesus vor 2000 Jahren gemacht hat und zum Nachdenken anregen.“ Peter Maesen ergänzt: „Die Krippe ist ein Treffpunkt.“ Kinder stünden oftmals an dem Teich – und brächten ihre Eltern manches Mal in Erklärungsnot: „Was ist das, Papa?“