Oberhausen. . Viele Oberhausener Bürger sind besorgt, welche Auswirkungen der Ausbau der Bahnstrecke aus den Stadtteil haben wird. Befürchtet wird, dass die Grundstückswerte sinken könnten und es zu Verspätungen bei der Bahn kommt.

30.000 Anwohner, so die gängige Auffassung, sind in Oberhausen direkt oder indirekt vom Ausbau der Betuwe-Linie betroffen. Nach jahrelangem Hin und Her läuft alles plötzlich so schnell wie der sprichwörtliche D-Zug: Bis zum 3. März liegen die Planungsunterlagen zum Sterkrader Streckenabschnitt im Technischen Rathaus aus; bis zum 17. März müssen Betroffene ihre Einwände schriftlich bei der Stadt geltend machen.

Viele der Anwohner sehen sich deshalb vor einer Bürokratie-Mauer. Und die erscheint ihnen so hoch wie die grauen Alu-Wände, die sie nach Plänen des Verkehrsunternehmens vor dem Bahnlärm schützen sollen.

Keine „Billig-Lösung“

Noch mag niemand von einer massiven gesellschaftlichen Front gegen die Pläne des Staatsunternehmens sprechen. Doch die Bürgerinitiative „Betuwe – so nicht“ und die Stadtverwaltung haben sich schon eindeutig gegen die „Billig-Lösung“ ausgesprochen, welche die Bahn jüngst auf den Tisch gelegt hatte. Es scheint klar, dass hier die betroffenen Anwohner nicht allein auf weiter Flur stehen.

Das merken auch die beiden Sterkrader Grünen-Parteimitglieder Birgit und Norbert Axt, die sich am Samstagmorgen am Center-Point mit ihrem Info-Stand aufgestellt haben. Denn der Anteil jener, die sich als Betroffene fühlen, ist groß unter denen, die sich über die Bahnpläne informieren wollen. Während man das bei der Stadt nur zu den üblichen Verwaltungszeiten tun kann, haben hier auf dem Wochenmarkt am Samstagvormittag auch Berufstätige Gelegenheit, sich die Pläne von den beiden Politikern näher erläutern zu lassen.

Wirksamer Lärmschutz gefordert

Der Lärmschutz und die Sorge um Unannehmlichkeiten während der Bauphase seien in der Tat die beiden zentralen Themen, sagt Birgit Axt. Einerseits forderten die Bürger endlich einen wirksamen Lärmschutz. Und sie teilten die Ansicht der Bürgerinitiative, dass durch eine Verdichtung des Güterzugtaktes auf der Strecke die Belastung in den vergangenen Jahren zugenommen habe. Andererseits sind es aber nicht nur direkte Anwohner, die keine Lust haben, aus ihrem Wohnzimmerfenster auf meterhohe graue Schallschutzwände zu blicken. „Das ist doch deprimierend“, sagt einer im Vorbeigehen, „man sieht von Sterkrade aus ja jetzt schon die Schwarze Heide vor lauter Bahnhof nicht mehr.“

Info-Veranstaltung am 6. März

Die Sterkrader Interessengemeinschaft (Stig) und das Immobilien-Unternehmen „Ruhrwert“ wollen am 6. März, 19 Uhr, Hotel zu Post, Bahnhofstraße 10, gemeinsam über die „Möglichkeiten der Einwendung“ informieren: „Wie das geht und worauf man achten muss, erklären Manfred Flore (Vorstand STIG und Sprecher der Bürgerinitiative „BETUWE – so nicht!“) sowie die Rechtsanwälte Dr. Michael Terwiesche und Johannes Kupfer (GTW Rechtsanwälte Düsseldorf)“, schreibt die Stig in ihrem jüngsten Infobrief.

Betroffene
Eigentümer und Stig-Mitglieder seien herzlich eingeladen, an der kostenlosen Veranstaltung teilzunehmen.

Der Sterkrader Bahnhof ist ein weiteres zentrales Thema: Wie wird er künftig aussehen? Muss das alte Haus an der Neumühler Straße, das die Kult-Kneipe „Yesterday“ beheimatet, wirklich abgerissen werden? Könnte man den Bahnhof nicht ein paar Meter weiter in den Süden, Richtung Alt-Oberhausen, verlegen? Tunnel und Brücken werden vorgeschlagen, mal für Fußgänger, mal für Züge. Und die Baukosten? Man dürfe schließlich nicht vergessen, sagt ein älterer Herr, dass es sich „um das größte Nachkriegs-Bauvorhaben nach der Autobahn“ handele.

Andere denken an den eigenen Kontostand. Die Bank werde die Werte von Eigenheim und Grundstück nach unten korrigieren – und damit sei dann die Anschlussfinanzierung gefährdet, lautet eine konkrete Befürchtung. Eine andere: „Wenn die mir den ganzen Garten kaputt fahren, bei den Bauarbeiten, wer zahlt mir das dann? Und wie viel?“

Einwände kundtun

Wie sieht es aus mit Verkehrsübergängen, auf Schulwegen zum Beispiel? Inwieweit kann die Stadt Einfluss auf die Gestaltung der Lärmschutzwände nehmen? Kann man die Güterzüge nicht einfach auf der „anderen Rheinseite“ fahren lassen?

Auf viele Fragen haben die beiden Grünen keine Antwort. Doch sie geben den Betroffenen den Rat, sich in jedem Fall mit ihren Einwäden an die Stadtverwaltung zu wenden. Denn wenn man etwas bewirken wolle, dürfe man sich nicht allein auf Politik, Verwaltung oder gar auf die Bahn verlassen.