Oberhausen. . Es war das Prestigeprojekt Osterfelds: Als ein besonders energiesparendes Mehrgenerations-Wohnen hat die Gewo-Genossenschaft aus Oberhausen-Osterfeld das Halterner Viertel mit 117 Wohnungen beworben. Jetzt klagen die Anwohner der Niedrig-Energiehäuser über gesalzene Nachzahlungen – bei den Energiekosten.

Es war das Prestigeprojekt Osterfelds: Als ein besonders energiesparendes Mehrgenerations-Wohnen hat die Genossenschaft Gemeinnütziger Wohnungsbau eG „Gewo“ das 2012 fertig gestellte Halterner Viertel von zwölf Häusern mit 117 Wohnungen beworben. Jetzt klagen die Anwohner der Niedrig-Energiehäuser über gesalzene Nachzahlungen – bei den Energiekosten. Es geht um Forderungen in Höhe von bis zu 900 Euro.

Dazu gekommen ist es offenbar, weil die Erdwärmepumpen, über die die Häuser beheizt und mit Warmwasser versorgt werden, wohl zu klein gebaut wurden. Sie benötigen deshalb deutlich mehr Strom als gedacht – den die Gewo ihren Mietern in Rechnung stellte.

Niedrige Nebenkosten lockten

Die Genossenschaft selbst sieht den Architekten des Viertels in der Verantwortung. „Wir bereiten uns auf einen Rechtsstreit vor“, sagt Vorstand Wolfgang Hoffmann. Der Ärger könnte die Gewo letztlich sogar um die Kfw-Förderung der Energie-Siedlung bringen: „Wenn ein Bauvorhaben nicht nach unseren Anforderungen umgesetzt wurde, können die Fördermittel zurückgefordert werden“, heißt es von der Kfw-Bank.

Für rund 21,4 Mio Euro hatte die Gewo alte Wohnhäuser abgerissen und Mehrfamilienhäuser mit außergewöhnlichen, gebogenen Dächern, Mehrgenerationen-Ansatz, Tiefgaragen und Aufzügen errichtet. Schlagendes Argument für viele Mieter war aber: „Die günstigen Nebenkosten dank der Erdwärmepumpen“, sagt ein Anwohner – der nun allerdings rund 500 Euro nachzahlen soll.

Wenn die Erdwärme nicht reicht

Erdwärmepumpen machen sich im Boden vorhandene Wärmeenergie zunutze. Dabei werden tiefe Löcher in die Erde gebohrt, durch die ein Wärmetauscher eingelassen wird.

Werden zu kleine oder zu wenig Löcher gebohrt, reicht die Erdwärme nicht – es muss elektrisch und in diesem Fall teuer nachgeheizt werden.

Was viele Nachbarn ärgert: Die Gewo wusste zwar um die Unregelmäßigkeiten bei den Erdwärmepumpen, „sie hat die Nachzahlung aber trotzdem und ohne Erklärung losgeschickt“, sagt ein Osterfelder.

Im November hat die Gewo ihre erbosten Mieter zu vier Versammlungen eingeladen, auch um Spekulationen entgegenzutreten, man habe die Nebenkosten aus Werbezwecken anfangs künstlich kleingerechnet. „Das haben wir nicht“, sagt Gewo-Vorstand Hoffmann. Neben den offenbar nicht ausreichend arbeitenden Pumpen nennt er die steigenden Stromkosten als weiteren Grund für die Nachzahlungen: „Von 2009 bis 2014 ist der Strompreis um 44,5 Prozent gestiegen.“ Dennoch habe es Mieter gegeben, die bei den Betriebskosten ein Guthaben erwirtschafteten.

Die Gewo vermutet, dass die Erdwärme-Anlage 20 Prozent günstiger arbeiten kann, als sie es bis jetzt tut. Bis zur Klärung der Sache verzichtet sie auf 20 Prozent der Stromkosten für Heizung und Warmwasser, für 2012 und 2013.