Oberhausen. . An der Moltkestraße begann vor 124 Jahren die Geschichte des Umzugsunternehmens Lindenberg. Früher transportierten Pferdekutschen die Möbel. Heute fahren die Lkw bis nach London und Moskau. Grenzen gibt es für die knallroten Transporter mit der markanten Aufschrift wenige.

Wenn Menschen umziehen, wechseln auch ihre Hobbys mit ihnen an einen neuen Ort: Wenn Volker Lindenberg an ungewöhnliche Utensilien denkt, die schon in den Fahrzeugen seines Umzugsunternehmens „Johann Lindenberg“ landeten, fallen ihm riesige Hundehütten und sperrige Instrumente ein.

Für den früheren Kölner Bundesliga-Profi Tony Woodcock verfrachtete das Oberhausener Familienunternehmen sogar einen Mini Cooper nach London. Grenzen gibt es für die knallroten Transporter mit der markanten Aufschrift wenige.

Lieferwagen mit Kettenantrieb

Auf dem Hof an der Hansastraße führt Volker Lindenberg in der vierten Generation die Geschäfte. 1890 fing alles an der früheren Moltke-straße (heute: Hermann-Albertz-Straße) in der Innenstadt an.

Urgroßvater Johann stammte aus dem Siegerland, anfangs brachten seine Pferde Kohle zu den Betriebshöfen der Stadt, später Gemüse, Kartoffeln und Bierfässer zu hiesigen Kneipen, bis sich die Firma schließlich auf den Transport von Möbeln spezialisierte.

Noch heute steht auf dem Hof an der Hansastraße, wo die Lindenbergs seit 1992 heimisch sind, der alte Pferdekutschenanhänger. „Von so einem Stück Geschichte kann man sich nur schwer trennen“, meint Volker Lindenberg. Die Arbeit verrichten freilich längst die vier Lkw, die zwar mit mehr Pferdestärken ausgestattet sind, aber immer noch die alte Typographie aus dem Gründungsjahr 1890 tragen.

„Das ist unser Erkennungszeichen“, meint Lindenberg, der mit 13 Mitarbeitern und zwei Auszubildenden werkelt. Mutter Anita sitzt ihm im Büro gegenüber. Die Firma ist eines der ältesten Familienunternehmen der Stadt.

In der vierten Generation

„Früher waren die Möbel kleiner, das sieht man an den alten Pferdewagen“, sagt Lindenberg. „Heute muss man schon genau messen, damit manche Stücke auch durch den Flur passen.“ Bei extremen Größen kommt ein Schrägaufzug zum Einsatz. Dann gelangt der Hausrat durch das Fenster in die Wohnung.

Als Umzugsunternehmer ist man häufig unterwegs, findet der Firmenchef. Kürzlich ging es nach Mecklenburg-Vorpommern. Aber für eine Musikergruppe setzten sich die Oberhausener Lkw bereits bis nach Moskau in Bewegung. Ein bisschen Abenteuer gehört dazu.

Früher stand eine dreistellige Telefonnummer auf dem Pferdeanhänger, diese ist mit der Zeit länger geworden. Das erste Kraftfahrzeug war in den 20er Jahren ein Lastwagen mit Karbidscheinwerfern und Kettenantrieb. Schicksalsschläge haben auch die Lindenbergs getroffen, aber nicht umgeworfen: In den Weltkriegsjahren brannte ihr Lager nach einem Bombenangriff nieder. Im Jahr 1977 suchte erneut ein Feuer die Hallen heim. Kurz darauf wurden 14 neue Garagen errichtet.

Ein Stück Vergangenheit hat die Firma Lindenberg beim eigenen Umzug von der Innenstadt zur Hansastraße mitgenommen: Einige Pflastersteine zieren den Aufgang zum Büro. Firmengründer Johann Lindenberg hatte sie einst schon an der Moltkestraße verlegt.