Oberhausen/Mülheim. .

Ein Umzug kostet Geld und Nerven. Entpuppt sich zudem der gebuchte Spediteur als Betrüger, ist das Chaos perfekt. Diese Erfahrung mussten zwei Familien machen, die auf eines der vielen Dumping-Angebote unseriöser Umzugsunternehmen hereinfielen.

„Wir haben einen Vertrag mit einer Mülheimer Spedition abgeschlossen, bei dem wir augenscheinlich knappe 300 Euro für den gesamten Umzug hätten zahlen müssen“, erklärt Maria-Anna Westernhagen (61) *. Doch bereits nach zwei Stunden kam das böse Erwachen. „Der Chef kam auf uns zu und verlangte Geld. Dabei haben die Arbeiter noch nicht einmal alle Sachen auf den Lkw geladen. Er wollte bereits für den Transport zu unserer neuen Wohnung 900 Euro haben. Danach würde noch mehr auf uns zu kommen, hat er gesagt.“

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Diese Vorgehensweise ist kein Einzelfall, sagt Volker Ackermeier, Geschäftsführer des Landesverbandes für Möbelspedition und Logistik. „Viele unseriöse Speditionsunternehmen locken mit Billigangeboten in kostenlosen Anzeigenblättern oder per Flyer. Oft auch mit Seniorenrabatten.“ Nicht selten jedoch entpuppt sich dieses augenscheinlich kostengünstige Angebot als hinterlistige Abzocke. Preise steigen via versteckter Vertragsklauseln im Kleingedruckten drastisch in die Höhe.

Ständig ändern sich Telefonnummern und Anschriften

Ackermeier: „Mit dieser Masche versuchen die unseriösen Möbelspediteure Kunden zu täuschen und schaden somit nicht nur dem Verbraucher, sondern auch dem Ruf der gesamten Branche.“

Der Verband sammelt schon seit geraumer Zeit Informationen über diese Unternehmen. Dabei ist aufgefallen, dass sich die Firmenanschriften und auch die Telefonnummern der Unternehmen ständig ändern. „Es ist nicht auszuschließen, dass diese Unternehmen gar keine Lizenz oder eine gewerbliche Anmeldung besitzen“, so Ackermeier.

Auch Rentnerin Reni Schreiner (77)* fiel auf ein solches Unternehmen herein. „Ich habe mir mehrere Angebote eingeholt. Als ich mich an ein Oberhausener Umzugsunternehmen wandte, dessen Anzeige ich in der Zeitung erspähte, unterboten die das bestehende Angebot unter der Voraussetzung, dass ich den Vertrag sofort unterzeichne. Wer macht das denn nicht?“, erklärt sie. „Als die Umzugsleute kamen, wurde ein Teil meiner Möbel abgebaut und eingeladen. Dann verlangte der Vorarbeiter die Rechnung. Aus 800 Euro wurden 3800 Euro. Als ich nicht zahlen wollte, wurde der Vorarbeiter ausfallend und beleidigend.“ Reni Schreiner zahlte letztlich 1000 Euro, um ihre Möbel überhaupt zurückzubekommen. Druckmittel der Firma war das sogenannte Pfandrecht, das vor nicht zahlenden Kunden schützt und es den Spediteuren gestattet, eingeladene Möbel einzubehalten. „Jedoch nutzen diese besagten Unternehmen dieses Recht aus, um die Leute unter Druck zu setzen“, sagt Angelika Wösthoff, Leiterin der Verbraucherzentrale. „Mit dieser Masche kommen diese Spediteure meist zu ihrem Geld, da die geschädigte Person ihre Möbel auch zurück haben möchte.“

Dem Verband melden

Nach Angaben des Ordnungsamtes der Stadt Mülheim arbeiten einige Abzockerspediteure gar zusammen. „Die Firmeninhaber sind meist untereinander bekannt oder gar verwandt. Aufgrund zahlreicher Beschwerden in der Vergangenheit haben wir hier in Mülheim diese Unternehmen im gewerblichen Sinne unter die Lupe genommen. Oft stellen wir fest, dass ihre Lizenz falsch ist. Damit haben wir natürlich ein Druckpotenzial, das wir geltend machen können“, erklärt der stellvertretende Amtsleiter Bernd Otto. „Für solche Abgleiche beziehen wir natürlich auch die Polizei als Ermittlungsbehörde mit ein.“ Dies bestätigte ein Polizeisprecher in Essen, wollte aber wegen der laufenden Ermittlungen keine näheren Angaben zu den Vorfällen machen.

Der Verband für Möbelspedition und Logistik bittet geschädigte Personen um Kontaktaufnahme unter der Rufnummer 0251 60 61 401. Weitere Hinweise gibt es im Internet unter www.moebelspediteure.de.