Oberhausen. . Die obersten Oberhausener Kirchenvertreter zeigen sich offen für neue Technik – sie würden ihre Predigten auch vom Tabletcomputer oder vom Smartphone ablesen. Doch den Smartphone-Gebrauch der Besucher im Gottesdienst, etwa zur Twitterdiskussion mit dem Pfarrer, lehnen die Theologen ab.
Festliche Orgelklänge ertönen im Kirchenschiff, die Gemeinde wartet auf die Predigt. Der Pfarrer zückt sein Tablet, um seinen Text vorzutragen – wischende Handbewegungen, um am Mini-Computer „umzublättern“ inklusive.
Was sich in Oberhausen bislang noch nicht durchgesetzt hat, kann dennoch bald auch bei uns Alltag sein. Die Technik erobert selbst heilige Bereiche des Lebens.
Dass das nicht aufzuhalten ist, darüber sind sich Joachim Deterding, Superintendent der Ev. Kirche Oberhausen, und Peter Fabritz, Stadtdechant der Katholischen Kirche Oberhausen, einig. Deterding hat aber eine Voraussetzung: „Es darf nicht stören. Wenn ein Tabletcomputer oder ein Smartphone statt einer Kladde, wie ich sie für meine Texte nutze, eingesetzt wird, warum nicht?“
Selbst schon zum Smartphone gegriffen
Peter Fabritz hat in einer Predigt selbst schon zu einem Smartphone gegriffen: „Allerdings nur zu Illustrationszwecken.“ Er räumt ein, dass er manchmal für sein Stundengebet das i-Pad nutzt: „Man kann ja inzwischen alle Texte, die man für Gottesdienste braucht, aus dem Internet herunterladen.“
Gegen das Herunterladen auch ganzer Textpassagen für die eigene Predigt hat Deterding nichts einzuwenden: „Das ist ja nicht wie bei einer Doktorarbeit. Ich übernehme auch Gedanken anderer. Es ist doch egal, ob ich das aus Büchern abschreibe oder aus dem Internet hole.“
Dass der eine oder andere Gottesdienstbesucher sein Handy eingeschaltet lässt, kennen sie selbst gut. Doch wenn es nach den Vorstellungen einiger amerikanischer Theologen geht, könnte bald das Gesangbuch ausgedient haben. Statt dessen wischen alle die Noten auf ihrem Smartphone hin und her.
Mini-Programme für Lieder, Bibelstellen und Lektüre
Die Internetseite „Kirche und Theologie im Web“ schildert, dass in den USA schon jetzt immer mehr Menschen ihre Smartphones dazu nutzen. Es gebe Pläne, Mini-Programme zu entwickeln, damit sie während des Gottesdienstes auf Lieder, Bibelstellen und Lektüre zugreifen, sich über die Predigt austauschen oder für Gemeindeveranstaltungen anmelden können.
„Man kann darüber nachdenken, ob künftig weniger Gesangbücher angeschafft werden können. Das würde Papier sparen. Ich halte als Alternative aber einen Beamer mit Leinwand für sinnvoller, als wenn jeder mit seinem Smartphone hantiert“, sagt Deterding.
Er hält gar nichts davon, während des Gottesdienstes über die Predigt per Smartphone mit anderen zu diskutieren: „Das hat auch mit Respekt für den Vortragenden zu tun.“ Das sieht auch Peter Fabritz so. Beide sind aber sicher, dass die Technik immer mehr auch die Kirche erobern wird: „Hilfsmittel sind so alt wie die Kirche – von der Papyrusrolle bis zum Smartphone“, sagt Fabritz.