Oberhausen. Immer mehr Oberhausener erledigen ihre Geldgeschäfte, ohne in eine Filiale zu gehen. Smartphones machen den Trend mobil. Finanzinstitute bauen deshalb um.

Der klassische Bankschalter hat zunehmend ausgedient: Immer mehr Oberhausener erledigen ihre Geldgeschäfte, ohne dafür in eine Filiale zu gehen. Und mit der rasanten Verbreitung internetfähiger Handys benötigen sie dafür nicht einmal mehr ihren Heimcomputer. Das sich dynamisch ändernde Kundenverhalten zwingt die Kreditinstitute zu einer Neuaufstellung ihrer Filialen. Die Stadtsparkasse Oberhausen etwa nennt die verstärkte Nachfrage im Online-Bereich als einen Grund dafür, dass die beiden Filialen Rathaus und Tackenberg am 19. April geschlossen werden.

„Die Kunden wollen die Kombination haben“ aus Filiale und bequemem Kontozugriff über das Internet, sagt Stadtsparkassen-Vorstand Ulrich-J. Salhofen. Im Jahr 2012 zählte die Sparkasse mehr als 3,2 Millionen Kundenkontakte in ihrer virtuellen Internetfiliale, pro Tag waren das also rund 8800 Besucher. „Der Anteil der Intensivnutzer steigt“, sagt Salhofen.

Smartphones, die das jederzeit und allerorten ermöglichen, spielen dabei eine wachsende Rolle. Über die neue mobile Smartphone-Applikation (App) kamen im vergangenen Jahr bei der Sparkasse insgesamt 400.000 Besuche herein. Rund 6500 der 40.000 Online-Kunden bei der Sparkasse nutzen mittlerweile auch die App.

Trend zum Online Banking wächst

Eine Entwicklung, die auch bei der Deutschen Bank in Oberhausen registriert wird: Nur noch jeder vierte der rund 35.000 Kunden nutzt allein die Filiale für Kontoabfragen, Überweisungen oder Wertpapierkäufe. „Schon heute nutzen rund die Hälfte unserer Kunden sowohl die Beratung in ihrer Filiale als auch das Online Banking. Die andere Hälfte verteilt sich zu gleichen Teilen auf ‘reine Online-Kunden’ und ‘reine Filialkunden’“, sagt Ingo Ottmann, Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Bank Oberhausen.

40 Millionen online geführte Konten

Mehr als 28 Millionen Deutsche erledigten 2012 ihre Bankgeschäfte nach Angaben des ITK-Branchenverbandes Bitkom online, rund eine Million mehr als ein Jahr zuvor. Damit nutzten über 45 Prozent aller Bundesbürger im Alter von 16 bis 74 Jahren Online-Banking – Tendenz weiter steigend. „Online-Banking von zu Hause und mobil per Handy gewinnt auch in Deutschland immer mehr Anhänger“, sagt Bitkom-Präsident Dieter Kempf.

Laut Bundesbank gab es Mitte 2012 in Deutschland 40 Millionen online geführte Konten bei einer Gesamtzahl von 93 Millionen Girokonten.

Und: „Der Trend zum Online Banking wird sich nach unserer Einschätzung weiter beschleunigen. Alles in allem erledigen unsere Kunden schon heute 90 Prozent ihrer Überweisungen über die Internet-Filiale.“ Die Deutsche-Bank-App ist nach Unternehmensangaben seit ihrer Einführung vor zwei Jahren bereits 450.000 mal auf Smartphones heruntergeladen worden.

Die Filialen konzentrieren sich verstärkt auf die Beratung

Das Wachstum bei Online- und Mobile Banking bedeute aber nicht, dass die Filiale überflüssig werde, versichert Ottmann. Sie verändere sich aber. „Für die individuelle und umfassende Beratung setzen die Kunden auch weiterhin auf ihren Berater.“ Das private Geldhaus setze hier in der Region auf den Trend zur Berater-Filiale. „So haben wir im vergangenen Jahr unter dem Motto ‘Mehr Raum für Beratung’ einen siebenstelligen Betrag in die Modernisierung unseres Hauptgeschäfts in Oberhausen investiert.“

Auch die Commerzbank rüstet sich für Online- und mobile Anwendungen und will sich als „Multikanalbank mit traditionellen Werten“ im starken Wettbewerb positionieren. „Das traditionelle Filialgeschäft verändert sich, der Online-Bereich wird ausgebaut“, sagt der Commerzbank-Sprecher für die Rhein-Ruhr-Region, Thomas Schwarz. „Denn das wird vom Kunden so gewünscht. Wir beobachten das auch in Oberhausen.“ In der Stadt hat die Commerzbank im hausinternen Vergleich aber noch Nachholbedarf: Nutzt bundesweit bereits jeder dritte Privatkunde das Online Banking, ist es in Oberhausen nur jeder vierte der rund 25.000 Kunden. Drei Viertel der Kunden gehen also noch lieber ganz klassisch zum Schalter an einem der drei Commerzbank-Standorte in der Stadt.