Mitten in der Fahrt bleibt der Aufzug stecken, die Frau im Fahrstuhl betätigt den Alarmknopf. Der Sicherheitsdienst gibt per Lautsprecher Anweisungen, wie sich die Frau verhalten soll. Das Problem: Die Dame ist gehörlos, sie gerät in Panik, weil die beschwichtigenden Worte sie nicht erreichen. Das ist nur ein Hindernis von vielen, mit denen sich Menschen mit einer Behinderung täglich auseinandersetzen müssen.
Blindenhund darf nicht ins Taxi
Um die Teilhabe von Menschen mit einer Behinderung in der Gesellschaft zu verbessern, trifft sich seit Mai dieses Jahres regelmäßig eine Projektgruppe, bestehend aus Mitgliedern der Ratsfraktionen sowie Bürgern mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen. Gemeinsam suchen sie nach großen und kleinen Hürden, die das Leben von behinderten Menschen erschweren. Sie sammeln das und entwickeln Ideen, um die Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Aber auch die Oberhausener Bürger sind aufgerufen, die Arbeitsgruppe mit eigenen Anregungen und Hinweisen zu unterstützen.
„Es gibt so viele Kleinigkeiten, an die man überhaupt nicht denkt“, erzählt Sibylle Kogler vom Büro für Chancengleichheit. „Wie zum Beispiel der Blindenhund, der nicht mit ins Taxi darf.“ Ganz zu schweigen von zahlreichen Barrieren in der Stadt wie Treppen und Bushaltestellen. Oder der Tatsache, dass gehörlose oder blinde Menschen nicht Blut spenden dürfen, weil sie den Vorgang nicht zu 100 Prozent verstehen würden. „Das ist eine Form der Diskriminierung“, sagt auch Bereichsleiter Andreas Stahl. Sein Büro begleitet die Projektgruppe.
Was packen wir zuerst an?
„Mit dem Arbeitskreis haben wir uns auf den Weg gemacht, etwas zu verändern“, sagt Kogler, dabei gehe es nicht ums Geld. „Es ist schon klar, dass die Stadt nicht sämtliche Gebäude ad hoc umbauen kann. Uns geht es vor allem ums Mitdenken bei kommenden Projekten“ – Museumsbesuche, die auch auf Blinde ausgerichtet sind, Führungen für Gehörlose.
Die Projektgruppe erstellt momentan einen Gesamtplan. Dabei stellt Stahl klar, dass Sammeln und Umsetzen von Ideen sei ein fortlaufender Prozess. „Jetzt ist es noch ein großer Wust an Anregungen, die nicht sofort umgesetzt werden können. Wir widmen uns jetzt der Frage: ‘Was packen wir zuerst an’?“ Ein erster Schritt ist bereits getan: Dank der Hilfe der Arbeitsgruppe erstellt das Büro für Chancengleichheit unter anderem derzeit einen Wegweiser; eine Art Stadtplan für die Hosentasche für Menschen mit Behinderungen, in dem behindertengerechte Parkplätze, Ampeln mit Blindensignal und barrierefreie Haltestellen eingezeichnet sind.
Ein Ende der Arbeit für ein barrierefreies Leben gibt es nicht, nur Meilensteine, sagt Stahl. „Wir sind erst dann am Ziel, wenn Inklusion zur Normalität geworden ist.“