Oberhausen. . Cornelia Schiemanowski unterrichtet seit 28 Jahren am Oberhausener Sophie-Scholl-Gymnasium. Seit 2001 gehörte sie zum Leitungsteam der Oberhausener Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), einem wichtigen Sprachrohr für die Bildungslandschaft in dieser Stadt.
Sie hat ihrer Gewerkschaft, der für Erziehung und Wissenschaft in Oberhausen, eine Verjüngungskur verschrieben. 2001 war Cornelia Schiemanowski in das Leitungsteam des Ortsverbandes eingetreten, um später erste Vorsitzende zu werden.
„Zwölf Jahre habe ich durchgehalten“, sagt die 60-Jährige, jetzt sollen Jüngere ran, „die besser die jungen Lehrer ansprechen und eigene Akzente setzen können“, ist Schiemanowski überzeugt.
Die Welt verbessern
Nachwuchsarbeit sei für den Ortsverband der Bildungsgewerkschaft überlebenswichtig – zu tun gebe es schließlich genug. „Gewerkschaftliche Interessenpolitik ist notwendiger denn je“, findet die GEW-Frau und verweist auf die Ungleichbezahlung von angestellten und verbeamteten Lehrern. „Die andere Seite schaut genau hin, wie viele sich wehren.“ Auf vier Schultern ist die Oberhausener GEW-Vorstandsarbeit nun wieder verteilt (das Team wird in einer der nächsten Ausgaben vorgestellt, Anm. der Red.).
Als Verbindungsfrau zum DGB bleibt Cornelia Schiemanowski im erweiterten Vorstand der GEW aktiv. Ihren Weg zur Gewerkschaft fand sie bereits im Studium. „Wir wollten ja noch die Welt verbessern“, sagt die gebürtige Hessin lächelnd über den damaligen Zeitgeist. Ihre zweite Heimat ist seit fast 30 Jahren das Ruhrgebiet. Sie studierte in Marburg – „die hatten einen Ruf als ,rote’ Uni“ – Biologie, Erdkunde und Politik, bewarb sich dann in Nordrhein-Westfalen um eine Lehrerstelle und fing 1985 am Sophie-Scholl-Gymnasium an, wo sie noch heute in der Sekundarstufe I und II hauptsächlich im Fach Biologie unterrichtet.
Vorzüge des Ruhrgebiets
„Ich habe relativ schnell die Vorzüge des Ruhrgebiets kennen gelernt“, erinnert sich Schiemanowski und zählt die Offenheit der Menschen und die kulturellen Angebote dazu. Über die GEW fand sie Kontakte, die auch zur politischen Arbeit in Oberhausen führten: Vier Jahre saß sie für die „Bunte Liste“ im Stadtrat. Politische und gewerkschaftliche Arbeit, das hat die Mutter einer 27-jährigen Tochter und eines 25-jährigen Sohnes in all den Jahren erfahren, „bringt nicht nur Spaß und Anerkennung, das muss die Familie schon mit tragen“.
„Wenn ich gesund bleibe, werde ich bis zum Alter von 65 Jahren als Lehrerin arbeiten“, sagt Schiemanowski, „ich gehe gerne zur Schule“. Was am Lehrerberuf so toll ist? „Dass ich Umgang mit jungen Menschen habe, die sehr offen für Neues sind. Davon kann ich auch lernen.“ Nervt sie die verbreitete Lehrerschelte? „Die hat doch abgenommen. Ich erlebe, dass Eltern unsere Arbeit zu schätzen wissen. Und ich weiß, dass meine Kollegen und ich uns sehr bemühen, das beste aus der Situation an Schulen zu machen.“
Pisa-Schock als prägende Erfahrung
Der Pisa-Schock war eine der prägenden Erfahrungen im Berufs- und Gewerkschaftsleben von Cornelia Schiemanowski. Immerhin, es „hat den Blick auf die Schulen gelenkt“, die Landesregierung habe Lehrerstellen geschaffen und die individuelle Förderung der Schüler sei verbessert worden.
Schiemanowski ist dennoch überzeugt, dass die Politik Ungerechtigkeiten im Schulsystem ausgleichen muss. „Ein Schüler im Ruhrgebiet hat nicht die gleichen Bildungschancen wie einer in Münster oder Bonn“, sagt die 60-Jährige. Weil die wirtschaftliche Situation der Kommunen als Schulträger so unterschiedlich sei, was zum Beispiel zu einer schlechteren Ausstattung der Schulen in Oberhausen führe. Darauf wies die GEW 2013 mit ihrer Kampagne „Schulen im Nothaushalt“ hin.
Entwicklung abwarten
Als GEW-Vertreterin im Bündnis „Länger gemeinsam lernen“ hat Schiemanowski die Diskussionen zur Sekundarschule begleitet. „Man muss nun abwarten, wie sich die Situation an den Realschulen weiter entwickeln wird, diese müssen viel mehr Kinder mit Problemen unterrichten und können sie nicht mehr an Hauptschulen abgeben.
Vielleicht kommt es dadurch zu einem Umdenken“, kommentiert sie die bisherige Abwehr der Realschulleitungen hinsichtlich einer Umwandlung in Sekundarschulen. Diese seien „auch nicht der Schulhimmel auf Erden“, fasst Schiemanowski Erfahrungen aus anderen Städten zusammen, aber der GEW-Grundsatz laute: „Eine Schule für alle“.