Oberhausen. Das Fraunhofer-Institut Umsicht in Oberhausen entwickelt eine Software, die hilft, Gefahrenstoffe in Rezepturen für Chemie- und Kunststoffprodukte auszutauschen. Dabei ist das Programm nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht gut für die Industrie, sondern unterstützt auch die Umwelt.
Wie lassen sich Gefahrstoffe in Rezepturen für Chemie- und Kunststoffprodukte gezielt austauschen? In der Industrie wird diese Frage oft mit „nur unter großem Aufwand“ und „verbunden mit erheblichen Kosten“ beantwortet. Dank einer vom Fraunhofer-Institut Umsicht in Oberhausen entwickelten Software lautet die Antwort künftig „mit Formula“. Es erlaubt einen zeit- und kosteneffizienten Ersatz einzelner Stoffe in Gemischen. Gleichzeitig treibt das Projekt die Entwicklung nachhaltiger, für Mensch und Umwelt ungefährlicher Werkstoffe voran.
Dabei ist die nachhaltige Entwicklung von chemischen Produkten und Kunststoffen nicht nur aus ökologisch-sozialer Sicht notwendig, sondern für die Industrie auch finanziell relevant. Verbraucher weigern sich vermehrt, Produkte mit kritischen Inhalten zu kaufen, etwa Kunststoffe, die zum Beispiel Phthalat als Weichmacher enthalten. Und das aus gutem Grund: Der Stoff hat hormonähnliche Eigenschaften.
Oft müssen ganze Stoffgruppen der Rezeptur ausgetauscht werden
Auch spielen die Rohstoffverknappung und die damit einhergehenden steigenden Preise für Rohstoffe eine wirtschaftliche Rolle. Dies ist insbesondere für Branchen problematisch, die hauptsächlich mit komplexen Gemischen verschiedener Stoffe arbeiten. Fehlt ein Stoff, lässt er sich meist nicht einfach durch einen anderen ersetzen. Der Grund dafür sind die komplexen Beziehungen in einem System. Daher müssen oft ganze Stoffgruppen der Rezeptur ausgetauscht und angepasst werden.
Die neue Methode entwickeln die Umsicht-Forscher gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Dabei streben sie an, dass ein systematischer und fortwährender Ersatz kritischer Stoffe durch Substanzen mit keinem oder geringerem Gefährdungspotenzial für Mensch und Umwelt erfolgt.
Die Softwarelösung ermöglicht eine vergleichende Darstellung für gefundene Alternativstoffe anhand funktioneller, toxikologischer und wirtschaftlicher Kriterien. Dies bedeutet, dass zum Beispiel der Grad der Giftigkeit der gefunden Alternativstoffe oder auch die Anforderungen und Bedingungen, wie sie jeweils genutzt und verarbeitet werden können, aufgezeigt werden.
Ende Januar 2014 soll ein erster Formula-Prototyp fertiggestellt sein.