Düsseldorf/Stuttgart. Westdeutsche Städte versinken immer tiefer im Schuldenstrudel. Am meisten trifft es NRW. Die Bilanz: “De facto sind viele deutsche Städte längst bankrott.“ Oberhausen hat mit 8369 Euro die höchste Pro-Kopf-, Essen mit 3,2 Milliarden Euro die höchste Gesamtverschuldung der Republik.
Der Schuldenberg deutscher Kommunen drückt einer aktuellen Studie zufolge am meisten Großstädte in Nordrhein-Westfalen. Sowohl bei der Gesamtverschuldung als auch beim Anstieg der Verbindlichkeiten halten NRW-Städte bundesweit traurige Rekorde. Das geht aus einer am Dienstag in Stuttgart veröffentlichten Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young zum Schuldenabbau 2012 hervor.
Demnach verzeichnete Oberhausen mit 8369 Euro die höchste Pro-Kopf-Verschuldung bundesweit. In dieser Kategorie liegt mit Hagen auf Platz vier (6505 Euro) eine weitere Großstadt aus NRW unter den "Top 5".
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12 NRW-Städte haben mehr als eine Milliarde Euro Schulden
19 von 72 deutschen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern haben jeweils mehr als eine Milliarde Euro Schulden - darunter 12 in NRW. Bundesweiter Spitzenreiter ist Essen mit 3,2 Milliarden Euro. Hier liegen alle Städte auf den ersten fünf Rängen in NRW: Neben Essen auch Köln, Duisburg, Dortmund und Oberhausen.
In 82 Prozent der 28 Großstädte in NRW ist die Verschuldung zwischen 2010 und 2012 angestiegen. Am stärksten fiel der Anstieg im bundesweiten Vergleich in Düsseldorf aus. Hier hat er sich auf über 228 Millionen mehr als verdoppelt - allerdings von einem niedrigen Ausgangsniveau. Unter den fünf Städten mit dem gewaltigsten Schuldenwachstum sind zwei weitere aus NRW: Mülheim (plus 87 Prozent) und Bonn (plus 47 Prozent).
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Wirtschaftsstarke Städte konnten Schulden abbauen
Die Analyse der amtlichen Statistikdaten von Bund und Ländern zeigt, dass die Schere zwischen armen und reichen Großstädten in Deutschland immer weiter auseinandergeht. Während die wirtschaftsstarken Städte 2012 beim Schuldenabbau vorankamen, gerieten hoch verschuldete Kommunen noch stärker in die Miesen.
"De facto sind viele deutsche Städte längst bankrott", bilanzierten die Wirtschaftsprüfer in ihrem Bericht. "Die deutsche Städtelandschaft entwickelt sich zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft."
Deutlich besser ist die Situation demnach im Osten Deutschlands: Von den neun ostdeutschen Großstädten konnten sieben ihre Verschuldung senken oder bei Null halten. Im Westen wuchsen die Verbindlichkeiten bei 42 von 63 Großstädten an. (dpa)