Oberhausen. Oberhausener Gastronomen bemerken Rückgang der Reservierungen. Ein Professor warnt die Firmenchefs
Immer mehr Firmen in Oberhausen verzichten auf betriebliche Weihnachtsfeiern oder feiern sie im kleineren Rahmen. Das bestätigten jetzt hiesige Gastwirte auf Nachfrage der NRZ. „Es gibt weniger Reservierungen“, sagt Hans-Georg Bruckschlegel, Kreisgruppen-Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) und Chef des „Hotel Residenz“.
Gastronomie leidet
Zwar seien längst nicht alle Unternehmen in der Stadt zu Weihnachtsmuffeln geworden, allerdings würden die Mitarbeiter inzwischen in kleineren Gruppen auf die besinnliche Zeit anstoßen. „Früher haben außerdem viele schon im November reserviert, in diesem Jahr haben sie oft bis Dezember gewartet.“ Unter diesen Entwicklungen hätten die Gastronomen zu leiden. Die Ursache sei zwar nicht alleine beim Rauchverbot zu suchen, das erstmals auch für Weihnachtsfeiern gilt. „Die Leute haben sich aber noch nicht wirklich daran gewöhnt“.
Einen Rückgang der Reservierungen bemerkt auch Thomas Helms vom „Haus Union“: „Einige Raucher kommen nicht mehr.“ Besonders kleineren Betrieben vermiese das Rauchverbot die Weihnachtssause. Er fordert daher eine Rückkehr zu gesonderten Rauchbereichen. „Drastisch ist die Sache aber nicht, wir haben immer noch viel zu tun.“ Auch im Kultur-Restaurant „Gdańska“ brummt das Geschäft ohne blauen Dunst im Laden, hier bestätigt sich zudem der Trend zu kurzfristig angesetzten Weihnachtsfeiern. „Die Leute rufen manchmal noch in der gleichen Woche an“, sagt Chefin Maria Golebiewski.
Senioren kümmert das Rauchverbot wenig
Dies wäre im Alstadener Traditionsbetrieb Kleine-Natrop dagegen unmöglich. Dort muss bereits vier Wochen vorher reserviert werden. Dass keine Zigaretten angezündet werden dürfen, habe dort kaum Auswirkungen auf die Gästezahl. „Ein Großteil unserer Gäste sind Senioren – die meisten rauchen nicht“, sagt Martin Kleine-Natrop.
„Generell sparen die Oberhausener Firmen seit geraumer Zeit“, ergänzt Volker Terhorst vom „Klumpen Moritz“ in Sterkrade. Das wirke sich auf die Anzahl und das Ausmaß der Weihnachtsfeiern aus. Das Rauchverbot sei jedoch weniger ein Problem für den Umsatz, sondern vielmehr für die Atmosphäre. Denn die Verweilzeit von Rauchern auf den Feiern nehme ab, das gehe auf Kosten der Gemütlichkeit, ebenso wie das ständige Hinauslaufen für den Zigarettengenuss.
Für die Gaststättenbranche gebe es allerdings keinen Grund zur Besorgnis, findet Thorsten Hellwig, Sprecher des Dehoga-Landesverbands. „Das Weihnachtsgeschäft läuft im Großen und Ganzen nicht viel besser oder schlechter als in den letzten Jahren.“ Zwar sei die Weihnachtssaison in der Gastronomie kein unerheblicher Posten, anders als in anderen Branchen entscheide sie aber „nicht über das Wohl und Wehe eines ganzen Jahres“. Dass das Rauchverbot für die schwindende Anzahl der Reservierungen in Oberhausen verantwortlich ist, glaubt Hellweg übrigens nicht. „Zur Weihnachtsfeier trifft man sich nicht in der Eckkneipe, sondern im Restaurant. Dort wird oft sowieso nicht geraucht – und das schon seit Jahren.“
Produktivität leide ohne Weihnachtssausen
Anders bewertet Marcel Erlinghagen, Professor am Institut für Soziologe der Universität Duisburg-Essen, den Rückgang der betrieblichen Weihnachtsfeiern. „Er ist ein Indiz für eine Intensivierung der Arbeit und dafür, dass der Termindruck steigt.“ Auch dafür, dass Unternehmen höhere Anforderungen an Produktivität an ihre Arbeitnehmer stellen.
Erlinghagen warnt alle Firmenchefs davor, die Weihnachtsfeiern aus Kostengründen aufzugeben. „Der Abbau solcher betrieblicher Zusatzleistungen trägt dazu bei, dass die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten sinkt.“ Darunter leide letztlich die Produktivität, denn man könne einen Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und Leistungsbereitschaft sowie Leistungsfähigkeit annehmen.