Oberhausen. Rudolf Holtappel wurde 90 Jahre alt. Er dokumentierte viele Jahre die Produktionen des Theaters. Seine zweite Liebe galt der Entwicklung der Stadt und des Ruhrgebietes.

Der Fotograf Rudolf Holtappel, der viele Jahre vor allem das Oberhausener Theater in Szene gesetzt hat, ist am Dienstag im Alter von 90 Jahren gestorben. Seine Schwarz-Weiß-Fotos dokumentieren die Entwicklung der Stadt, aber auch des Ruhrgebiets.

Mit dem Künstler Walter Kurowski begleitete er erst vor wenigen Jahren das Jazzkarussell im Gdanska. Kurowski: „Aus diesen Bildern wurde eine Ausstellung. Holtappel war ein alter Meister der Fotografie, der noch Techniken aus der großen Zeit der Fotografie beherrschte. Und er war ein sehr sympathischer Mensch.“

Mit Verletzungen den Krieg überlebt

In einem früheren Beitrag erinnert sich auch Theaterexperte Gerd Lepges an Holtappel: „Seine Bilder zeigen das Leben mit der Schwerindustrie, eingefangen mit den Kontrasten der über den Industrieanlagen schwebenden Dunstglocke und der weißen Wäsche und der fast festlich-hellen Bekleidung der Menschen. Arbeiter spielen Skat, gehen dem legendären Taubensport-Hobby nach oder flanieren ganz einfach über die Marktstraße.“ Diese Kontraste waren deshalb so bedeutsam, weil Holtappel auch für den „Persil“-Hersteller Henkel fotografierte.

Holtappel wurde 1923 in Münster geboren, wo er auch seine Ausbildung zum Fotografen begann. Die konnte er jedoch nicht beenden, weil er zum Militär eingezogen wurde. Schwer verletzt überlebte er den Krieg und begann ein Studium an der „höheren Staatslehranstalt für Lichtbildwesen“ in München. Er bestand die Meisterprüfung und arbeitete ab 1953 als freier Bildjournalist. Es verschlug ihn dann nach Oberhausen, wo er bis 1970 als Theaterfotograf in Diensten der Städtischen Bühnen stand.

"Ein Bild muss so stark sein, dass es keine Worte braucht"

Diese Zeit hat Inge Mathes, Pressesprecherin des Theaters, zwar nicht mehr selbst erlebt, sein Werk aber kennt sie: „Er verstand es, den Moment einzufangen, in dem sich Menschen begegnen.“ Nicht nur auf der Bühne sei ihm das gelungen, auch in seinen Ruhrgebietsbildern.

Holtappel gilt als Chronist und einfühlsamer Beobachter, den ein hohes Maß an fotografischem Gespür und der Blick für wesentliche Motive auszeichneten. Eine besonders erfolgreiche Theater-Zeit erlebte er in den 1990-er Jahren, als Klaus Weise Intendant an der Ebertstraße war, der auch der Theaterfotografie neuen Schwung gab.

In den letzten Jahren hat Rudolf Holtappel verstärkt mit alten Fototechniken wie Bromöldruck, Cianotypie und alten Salzpapierabzügen gearbeitet. Mehrere Auszeichnungen belegen die Bedeutung Holtappels, der 1989 in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen wurde. Immer verfuhr er nach seinem Motto: „Ein Bild muss so stark sein, dass es keine Worte braucht.“