Oberhausen. Theater Oberhausen zeigt deutsche Erstaufführung der neuen Fassung eines alten Märchens. Die Premiere am Freitag im Malersaal ist bereits restlos ausverkauft.
Bitte! Jetzt, sofort, allen alle Zuckerschocks dieser Welt heraufbeschwörenden süßen Disney- oder Musical-Kitsch aus den Gedanken verscheuchen! Auch nicht an jenen legendären Spielfilm Jean Cocteaus aus dem Jahr 1946 denken! Den Kopf freimachen für „Die Schöne und das Biest“ in alter, komplett neuer Fassung. Vorhang auf für das Theater Oberhausen, das im Malersaal das französische Volksmärchen „La Belle et la Bête“ in der Theaterbearbeitung der Autorin Lucy Kirkwood und der Regisseurin Katie Mitchell zeigt.
Bei der deutschsprachigen Erstaufführung des Stoffs führt die Engländerin Lily Sykes Regie, die am Theater Oberhausen bereits „Der geheime Garten“ inszenierte und dafür den Oberhausener Theaterpreis 2013 erhielt.
Eine Geschichte in der Geschichte
Wenn Lilly Sykes im Vorfeld über „Die Schöne und das Biest“ erzählt, voll Begeisterung erzählt, dann wird der Zuhörer neugierig auf diese Welt, die sie heraufbeschwört. Sykes spricht von einem nostalgischen Rückblick aufs Theater, vom Theater mit ganz alten Mitteln. Das hört sich schon einmal zauberhaft an.
Stellt man sich dann die Protagonisten dazu vor, Angela Falkenhan (Belle), Elisabeth Kopp (Madame Cécile), Sergej Lubic (Lettice), Henry Meyer (Der Mann in Pink), Hartmut Stanke (Vater) und Eike Weinreich (Biest), dann wird es noch einmal spannender. Und erst recht, wenn Sykes von der Rahmenhandlung spricht, in die das Märchen so zauberhaft verpackt wurde. Da reisen zwei Feen mit einer Theatertruppe durchs Land. Diese Theaterleute, welch Wunder, wollen nichts lieber, als eine perfekte Aufführung von „Die Schöne und das Biest“ auf die Bühnenbretter bringen, diesem Märchen, in dem die schöne Belle das Biest nur mit wahrer Liebe erlösen kann.
Schauspieler müssen ganze Arbeit leisten
Aber mit wenig Personal und wenig Mitteln muss die Show den Theaterleuten erst einmal gelingen. Außerdem reist die Truppe ja schon seit 120 Jahren gemeinsam durch die Lande. „Die Schauspieler müssen alles machen – sogar die Geräuschkulissen. Sie sind Techniker, Spieler oder Musiker“, erzählt Sykes. Ja, darauf dürfen sich Oberhausen-Theater-Fans zusätzlich freuen, die ab zehn Jahre aufwärts eingeladen sind. Denn die Schauspieler werden auch ganz viel singen.
Für die Musik ist diesmal Ingo Schröder verantwortlich. Der Bühnenmusiker und Komponist erzählt von sehr nostalgischen Songs in Anlehnung an die britische Music-Hall-Tradition. Teils hat Schröder die Musik selbst geschrieben, teils auch Stücke für die Schauspieler arrangiert. „Es ist eine musikalische Inszenierung, aber kein Musical“, sagt er.
Worum es in diesem Spiel im Spiel geht? „Es geht um das Entdecken von Möglichkeiten“, sagt Sykes. Um das Potenzial, das ein jeder hat. Und dann wird immer wieder die Frage gestellt, was liegt dahinter. „Ist das Biest wirklich nur hässlich?“ Oder ist die Schöne wirklich nur schön?“