Oberhausen. Besonders die Kleinen kamen bei der „Lesestadt“-Aktion voll auf ihre Kosten. An rund hundert teils ungewöhnlichen Orten wurde gelesen, auf Deutsch und in anderen Sprachen

„Mein, my, mia, moja Europa“ – unter diesem Motto wurde in der ganzen Stadt vorgelesen, was das Zeug hält. Zum siebten Mal war Oberhausen Lesestadt, seit 2012 traditionell am bundesweiten Vorlesetag der Stiftung Lesen. An rund hundert Orten spitzten kleine und große Zuhörer die Ohren und wurden von ehrenamtlichen Bücherfreunden in fremde Welten entführt.

Grusel-Atmosphäre für den Vampir

An einem der ungewöhnlichsten Orte lauschten die Kinder der evangelischen Tagesstätte an der Nohlstraße einer Geschichte. Im Abschiedsraum der Kapelle auf dem Westfriedhof las Pfarrerin Michaele Breihan aus dem Buch „Die besten Beerdigungen der Welt“. Darin gründen Ester, Putte und „ich“ an einem langweiligen Tag ein Beerdigungsinstitut. Für alle toten Tiere, die sonst keiner beachtet, wollen sie die besten Beerdigungen der Welt ausrichten. Große Augen machten die Kinder schon auf dem Weg zur Lesung. Den Friedhof selbst fanden sie mindestens genauso spannend wie später die Geschichte.

An einem ungewöhnlichen Ort fanden sich auch Schüler der Brüder-Grimm-Schule wieder. Mitten in der Salzgrotte an der Langemarkstraße hörten sie Geschichten vom „Kleinen Vampir“. Die Atmosphäre passte perfekt, allerdings musste Vorleserin Heike Kurzeja aufpassen, dass die Aufmerksamkeit ihrer kleinen Zuhörer nicht von ihr zu den Salzkörnern wanderte. Ist ja auch herrlich, die Fingerchen durchs Salz wandern zu lassen. Eine kleine Meditation gab’s so noch obendrein.

Vorleser beriefen sich auf das europäische Motto der Lesestadt

Einem Kinderbuch-Klassiker begegneten die Erstklässler an der Brüder-Grimm-Schule. Schauspielerin Ellen Celine Günther las aus „Jim Knopf und Lukas gehen durch dick und dünn“. Spannend wie eh und je.

Viele Vorleser beriefen sich auf das europäische Motto der Lesestadt. Das vielfältige und friedliche Miteinander wollten sie vermitteln – und ließen sich dafür einiges einfallen. So war in der Kindertagesstätte Regenbogenland eine Geschichte über den Alltag von Paola und Fabio zu hören, deren Eltern aus Italien stammen. In der St.Martin-Schule, im Emek-Kindergarten, in der Schule am Froschenteich, in der Kindertagesstätte Löwenzahn und an vielen weiteren Orten lasen Lehrer, Erzieher, Eltern und Großeltern in verschiedenen Muttersprachen. So bunt, wie Oberhausen tagtäglich ist, nicht nur zur Lesestadt.