Oberhausen. Die Schauspielerei ist Anna Döings Passion. Am Sonntag, 10. November, ist sie in einer Hauptrolle des beliebten Kinderstücks „Urmel aus dem Eis“ zu sehen. Anna Döing spielt das Urmel in Aufführung auch für Erwachsene.
„Das hört sich etwas komisch an“, sagt Anna Döing (26). Gerade eben hat sie erklärt: „In das Gefühl, wie das Urmel sich fühlt, kann man sich schon verlieben.“ So komisch ist das aber gar nicht. Anna Döing ist Schauspielerin. Wenn sie als Urmel in dem Stück „Urmel aus dem Eis“ auf der Bühne stehen wird, dann ist sie eben das Urmel. Und sich selbst darf man doch lieben.
Wer glaubt, Schauspieler müsse man gleich als solche erkennen, weil sie doch aus ihrer Haut nicht raus können, der wird durch Anna Döing eines Besseren belehrt. Es ist einzig und allein diese Klarheit der Sprache, die bei der gebürtigen Bottroperin auffällt.
Sie erzählt dann auch prompt: „Meine Freunde sagen immer, dass man mich in lauten Cafes immer noch sehr gut hört.“ Schauspielern tut sie aber im echten Leben nie.
"Im Theater die Realität erzählen"
Es ist gerade diese Freiheit, die man auf der Bühne hat, alles zu machen, was man sich im Alltag nicht traut“, die sie an ihrem Beruf fasziniert. „Man kann im Theater die Realität erzählen, die man erzählen will.“ Anna Döing sieht es als Privileg, dass sie sich mit so vielen tollen Themen beschäftigen kann, dass sie auch dafür bezahlt wird, spannende Bücher zu lesen. „Wenn ich ein Stück von Shakespeare spiele, möchte ich über die historischen Hintergründe informiert sein“, erklärt die 26-Jährige.
Sie liebt nicht nur das Gefühl, wie das Urmel sich fühlt, die Schauspielerei ist ihre Passion. Fürs Privatleben bleibt kaum Zeit. „Diesen Beruf kann man nur ausüben, wenn man ihn liebt“, gibt sie zu. Und weist dabei auf Aspekte wie Jobunsicherheit und geringen Verdienst hin. Mal abgesehen von den Arbeitszeiten. Geprobt wird täglich von 10 bis 14 Uhr und von 18 bis 22 Uhr. Und die Rolle des Urmels braucht schon Konzentration. Dieses kleine grüne, geflügelte Tier hat einen Sprachfehler.“ Statt „T“ sagt es „K“, statt „D“ sagt es „G“, und das „Sch“ spricht es wie „S“ aus“, erzählt die Schauspielerin. Das Kostüm ist zudem dick gepolstert und ausgesprochen warm. Auch das Laufen fällt darin nicht leicht. „Ich laufe so, als hätte ich eine volle Windel“, scherzt sie. Und dann muss sie bis zu ihrem Auftritt auch noch in einem Ei ausharren, aus dem das Urmel schlüpft.
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Wie viel Leidenschaft man für diesen Beruf aufbringen muss, zeigt die Ausdauer mit der Anna Döing ihren Berufswunsch verfolgte. In der 9. Klasse am Bottroper Heinrich-Heine-Gymnasium entschied sie sich für ein Schulpraktikum in der Polsterei des Oberhausener Theaters. Mit 17 Jahren spielte sie dann in der Theaterspielwerkstatt mit, wollte nach dem Abitur Schauspielerin werden.
An zwölf Schulen vorgesprochen
Anna Döing sprach an zwölf Schulen vor - immer in Konkurrenz zu rund 1000 weiteren Bewerbern. Das Vorsprechen bedeutete stets, mehrere Runden zu bestehen. In Bochum an der Folkwang Uni gehörte sie zu den acht Leuten, die genommen wurden. „Eine, die mit mir studiert hat, hat sogar an 21 Schulen vorgesprochen“, erzählt Döing. Sie selbst gehörte also zu den Auserwählten, die vier Jahre studieren durften. Am Ende war sie Diplom-Schauspielerin.
Wobei der nüchtern-sachliche Begriff „Diplom“ in seltsamem Kontrast zur abenteuerlich schillerdenden Realität des Theater steht. Aber egal: Anna Döing tritt als freie Schauspielerin in Bochum auf, in Essen am Grillo Theater, in Düsseldorf. Lernt so viele Häuser kennen und träumt vom Thalia Theater in Hamburg oder „vielleicht München“.