Oberhausen. . Otto Beatus, der Musikalische Leiter des Theaters Oberhausen, geht am 1. Dezember in den Ruhestand. Zuvor, am 2. und 3. November, möchte er mit seinen Zuschauern Abschied feiern. Danach ist er tatsächlich in Neuseeland. Keine Sorge, Otto Beatus kommt zurück.

Ja, diese Treppen. „Millionen Mal gegangen.“ Treppenhaus-Tristesse. Abschiedsgedanken. Wehmut in der Stimme. „Das war mein Raum.“

Helles Laminat, schallgeschützte Decke aus grau-gestrichenem, gebirgsartig arrangiertem Holz, harte kleine Holzstühle mit dürren schwarzen Metallbeinen. Ein Flügel und Regale mit Noten. Otto Beatus, der Name allein klingt schon nach, greift in eines des Regale. Seine Hand streicht über einen Stapel Papier. „Die Noten von 30 Hitparaden, alle habe ich arrangiert“, sagt der gerade noch Musikalische Leiter des Theaters Oberhausen.

Das Leben an sich

65 Jahre ist Otto Beatus alt. Am 1. Dezember geht er in den Ruhestand. Zuvor, am 2. und 3. November, möchte er mit Zuschauern seinen Abschied feiern.

„No Milk Today“

„Ich bin dann mal weg“ haben Otto Beatus und das Theater das große Abschiedswochenende genannt. Der „Otto-Katalog“ umfasst vier Theaterkonzerte. Das geht los am 2. November mit „Wild Years“ um 17 Uhr im Malersaal. Das geht am selben Tag weiter mit „Nowhere Men“ um 19.30 Uhr im Großen Haus. Und mündet ab 22 Uhr mit einer Party in der b.a.r.

Motto: „No Milk Today!“ Am Sonntag, 3. November, werden um 18 Uhr „Songs for Drella“ und um 20.30 Uhr „Never Too Loud“ im Großen Haus gezeigt. „Ich will mich selber noch mal richtig fordern“, sagt Beatus. Denn anschließend ist er wirklich mal weg – in Neuseeland. Danach wieder in Oberhausen. Freie künstlerische Arbeit nicht ausgeschlossen. Beatus: „Ich bin nicht müde.“

Dieser Mann, der im Gespräch mit so leisen Tönen daherkommt, mit bescheidener Zurückhaltung, hat das Bild des Oberhausener Theaters in den vergangenen zehn Jahren gemeinsam mit den Schauspielern verändert. Klangbilder voller Leidenschaft sind in „seinem Raum“ am Ende des Treppenhauses entstanden. Die Hitparaden waren klasse, aber doch nur Mosaiksteinchen im künstlerischen Schaffen des Oberhauseners. So große Sachen wie Büchners „Woyzeck“ nach der Musik von Tom Waits, seine eigenen Geschichten und die in der b.a.r - Beatus hat sehr, sehr viel gemacht in den vergangenen zehn Jahren. Zu allem auch noch selbst gespielt.

Mädchen für alles

„Ich bin das Mädchen für alles“, sagt der Musiker, „vom Lied für eine Matinee bis hin zu ,Nowhere Men’ habe ich alles bestritten, alle Arrangements speziell für das Haus geschrieben.“ Für ihn macht das die Stelle des musikalischen Leiters auch so wertvoll. Beatus hat die Stücke für die Stimmen der Schauspieler maßgefertigt. Das erfordert ein hohes Einfühlungsvermögen, große Sensitivität. „Wenn ich Musik mit Schauspielern mache, versuche ich ihren persönlichen Ton zu finden.“ Das Dozieren über Musik, das Abstrakte hält er für keinen guten Weg. An die Seele müsse man ran.

Überhaupt schildert der 65-Jährige das Theater als eine Welt, die sehr persönlichen Einsatz erfordert. Emotionale Zuneigung. Hundertprozentiges Dasein. „Man muss jeden Tag brennen“, sagt Beatus. Neben handwerklichem Können ist da viel psychisches Herzblut gefordert. Und jetzt ist der Musiker ausgebrannt, blutleer? Im Gegenteil: „Weil ich weiß, dass das Leben endlich ist, soll das emotionale Fässchen, das Recht bekommen, sich aufzufüllen.“

Der Musiker ist dann tatsächlich erst mal weg. „Am 2. und 3. November haben die Leute die vorerst letzte Gelegenheit, mich auf der Bühne zu sehen“, sagt Beatus.