Oberhausen. Beim Abbiegen werden Radfahrer und Fußgänger häufig übersehen. Verkehrswacht, Polizei, Stadt und Firmen starten in Oberhausen eine gemeinsame Aktion: Piktogramme warnen auf Lastwagen vor dem „Toten Winkel“. Hintergrund des neuen Konzepts ist die Anzahl der Verunglückten Jahr für Jahr.
Eine ungewöhnliche Situation am Dienstagmorgen auf dem Schulhof der Anne-Frank-Realschule in der Stadtmitte: Sieben große Fahrzeuge stehen im Kreis, in der Mitte mehrere Menschen. Sie lauschen gespannt den Worten, mit denen Schulleiterin Ursula Niemann die Vorstellung des neuen Sicherheitskonzeptes der Deutschen Verkehrswacht eröffnet, das auch Bürgermeisterin Elia Albrecht-Mainz und Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier am Herzen liegt.
Schutz vor rechts abbiegenden Bussen und Lkw
Dieter Elsenrath-Junghans, Vorsitzender der Verkehrswacht Oberhausen, erklärt den Fünftklässlern der Anne-Frank-Realschule am Beispiel eines Lkw die eingeschränkte Sichtweise der Fahrer solcher großen Fahrzeuge und welche Folgen der „Tote Winkel“ für sie hat. Dieser bedingt, dass beim Rechtsabbiegen oftmals Fahrradfahrer und Fußgänger übersehen und somit in Gefahr gebracht werden. Außerdem stellt Elsenrath-Junghans das Konzept vor, mit dem besonders Fußgänger und Fahrradfahrer vor rechts abbiegenden Bussen und Lkw geschützt werden sollen.
Fahrzeuge des städtischen Dienstleisters OGM, der Energieversorgung Oberhausen (EVO), der Berufsfeuerwehr, des Prüfunternehmens Dekra sowie der Fahrschulen Krüssmann und Steinborn sollen künftig mit Aufklebern am Heck und an der rechten Seite ausgestattet werden, um die schwächeren Verkehrsteilnehmer vor dem Toten Winkel zu warnen.
„Wir wollen die schwachen Verkehrsteilnehmer mit den Motiven in der konkreten Verkehrssituation auf die mögliche Gefahr aufmerksam machen. Denn ein Radfahrer oder Fußgänger ist immer in Gefahr, wenn er eine Straße überquert, ohne sich vorher zu versichern, dass er auch von den motorisierten Verkehrsteilnehmern gesehen wird. Der Sichtkontakt ist dabei entscheidend“, so Elsenrath-Junghans.
Hintergrund des neuen Konzepts ist die Anzahl der Verunglückten Jahr für Jahr. Im vergangenen Jahr verunglückten allein in Nordrhein Westfalen 515 Radfahrer im Toten Winkel, davon fünf sogar tödlich. Besonders oft trifft es ältere Menschen und Kinder, deren Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit nicht mehr oder noch nicht so gut entwickelt sind.
„Jeder Tote ist einer zu viel“
„Dies kann nicht so weiter gehen, denn jeder Tote ist einer zu viel“, sagt Kerstin Wittmeier. Schon seit mehr als 30 Jahren versucht die Verkehrswacht in Zusammenarbeit mit der Polizei, die Probleme mit dem Toten Winkel zu bekämpfen.
Warnaufkleber sind kostenlos
Lkw-Fahrer, Speditionen oder Busunternehmen können sich an der Aktion „Vorsicht Toter Winkel“ beteiligen, indem sie die Warnaufkleber auch an ihren Fahrzeugen anbringen.
Zu bestellen sind diese kostenlosen Aufkleber beim Verkehrswacht-Vorsitzenden Dieter Elsenrath-Junghans, Düppelstraße 48, 46045 Oberhausen, 80 15 51 sowie per E-Mail: elsenrathjunghans@gmx.de
Von der Idee, sich selbst erklärende Motive (Piktogramme) für die Aufkleber zu nutzen, ist besonders Elsenrath-Junghans überzeugt: „Besonders die Aufmerksamkeit der Kinder soll durch die bunten Aufkleber mit der Aufschrift ‘Vorsicht Toter Winkel – Lass mich vorbei, ich sehe dich nicht’ geweckt werden. Denn oft sind es die kleinsten Verkehrsteilnehmer, die von den großen Lkw und Bussen übersehen werden. Wir versuchen durch dieses neue Konzept, das Unfallrisiko auf Oberhausens Straßen zu senken.“
Viel Lob für die Verkehrswacht
Der Vizepräsident der Deutschen Verkehrswacht, Gunter Zimmermeyer, lobte, dass die Oberhausener Verkehrswacht als eine von mehreren Städten in NRW mit gutem Beispiel vorangehe. Er hofft, dass noch weitere Städte das Konzept übernehmen.
Doch durch die bunten Aufkleber alleine wird noch kein Unfall vermieden. „Die Belastung für die Fahrzeugführer hat in den letzten Jahren durch die wachsende Verkehrsdichte zugenommen“, sagt Norbert Todt von der Dekra-Außenstelle in Oberhausen. „Daher ist es besonders wichtig, dass Radfahrer und Fußgänger selbst darauf achten, sich nicht in Gefahr zu bringen.“