Oberhausen. Ein Opel Ampera fährt mit Strom, macht keinen Dreck und ist fast geräuschlos. NRZ-Mitarbeiterin Lisa Weitemeier machte in Oberhausen eine Probefahrt – mit Auto-Experte Prof. Ferdinand Dudenhöffer als Beifahrer. Und wie sich herausstellte, ist das E-Auto nicht nur was für “Ökos“.
Außen elfenbeinfarbener Stadtflitzer, drinnen Edelkarre mit Ledersitzen und Rückfahrkamera. Kein Schlüssel zum Starten, nur ein Power-Knopf. Das Auto springt an, doch es bleibt still – mucksmäuschenstill.
„Ist er schon an?“, frage ich meinen Beifahrer irritiert. „Klar“, antwortet der Autopapst neben mir. „Der ist nur irre leise.“ Das merkt auch die Fußgängerin vor mir, die plötzlich irritiert zur Seite springt – sie hat uns einfach nicht kommen hören. Und dann geht’s auch schon los, um im Elektroauto durch Oberhausens Straßen zu kurven.
Kein "Müsli-Auto"
„Die meisten Leute sind total überrascht, wenn sie hier im Auto sitzen“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, der das Carsharing-Projekt „Ruhrauto-e“ ins Leben gerufen hat. „Alle denken erstmal: Müsliauto.“ Müsliauto? „Ja, so für Ökos mit Birkenstocksandalen.“
Von Ökoauto keine Spur – der Opel Ampera mutet mit all seinen blinkenden Knöpfen am Armaturenbrett eher an wie ein Männer-Spielzeug. Und siehe da: „Es gibt kaum Frauen, die die Elektroautos buchen – 95 Prozent unserer Fahrer sind Männer“, erklärt Dudenhöffer.
"Am besten ist, man lädt über Nacht"
Zwar kann ich an der Ampel keinen mit lauten Motorengeräuschen beeindrucken – aber als ich Dudenhöffer frage, ob ich mit dem Stadtflitzer wenigstens in nächtlichen Straßenrennen mithalten kann, lacht er: „Sie sind sogar schneller – zumindest am Anfang. Die E-Autos beschleunigen nämlich viel schneller.“
Zumindest, bis die Batterie leer ist. Höchstens 80 Kilometer komme ich mit voller Ladung, dann springt automatisch der Benzinmotor an. Statt zur Tankstelle geht’s dann mit dem Ladekabel im Kofferraum an eine der großen grauen Ladesäulen, von denen bald sieben Stück in Oberhausen verteilt stehen – oder auch einfach an die Steckdose daheim. Und das kann Stunden dauern: „Schon mal vier bis fünf, wenn die Batterie ganz leer ist“, sagt Dudenhöffer. „Am besten ist, man lädt über Nacht.“
"Vollkommen sauber"
Und das ist es, das Zukunftsmodell für die Großstadt: Kein eigenes Auto vor der Tür, sondern das E-Auto in petto, wenn man mal eben die Kinder zum Geburtstag bringen will, die Oma abholen muss, oder um sich das Schleppen der Getränkekisten zu ersparen. Lautlos, ohne Emissionen, „vollkommen sauber“, erklärt Dudenhöffer: „So könnten wir die Innenstädte lebenswerter machen.“
Geräuschlos kehren wir nach unserer Spritztour quer durch die Neue Mitte wieder ans Rathaus zurück. Fahrerwechsel – ich überlasse dem Autopapst das Steuer. Und der prophezeit: „Die Leute müssen nur mal in die Autos einsteigen – dann kommt die Elektromobilität auch stärker in Fahrt.“ Und dann flitzt er los. Lautlos und zu hundert Prozent sauber.