Oberhausen. Mehr als 200.000 Stimmberechtigte in Oberhausen und Dinslaken sind am Sonntag zur Wahl des neuen Bundestags aufgerufen. Parteien appellieren an die Bürger: Wählen gehen!

Der Bundestagswahlkampf geht auf die Zielgerade. Bis zur letzten Minute vor Schließung der Wahllokale am Sonntag um 18 Uhr ringen die Bundestagskandidaten Dirk Vöpel (SPD), Marie-Luise Dött (CDU), Bärbel Höhn (Grüne), Niema Movassat (Linke), Dorothea Dresenkamp (FDP) und Andreas Ronig (Piraten) um die Gunst der mehr als 200.000 Stimmberechtigten im Wahlkreis 117, den Oberhausen gemeinsam mit Dinslaken bildet. Und alle verbreiten Zuversicht.

In der traditionellen SPD-Hochburg favorisiert, das direkte Ticket nach Berlin zu lösen, ist der Alt-Oberhausener Bezirksbürgermeister Dirk Vöpel. Seit 1965 (Luise Albertz) hat die SPD noch jeden Direktkandidaten mit großer Mehrheit in den Bundestag gebracht. Er meint: „Die Wahlbeteiligung entscheidet. Jetzt gilt nur noch: Hauptsache wählen gehen! Und dafür werden die Oberhausener SPD und ich bis Sonntag, 17.59 Uhr noch einmal alle Kräfte mobilisieren.“

Vöpel hofft auf hohe Wahlbeteiligung

Spannend wird sein, ob Vöpel die absolute Mehrheit der Erststimmen wieder zurückholt, nachdem Michael Groschek 2009 mit 44,6 Prozent die absolute Mehrheit verpasste. Vöpel glaubt an Rot-Grün auch im Bund: „Der Wechsel ist machbar.“

Zahlen und Fakten zur Bundestagswahl

Knapp 156 000 Oberhausener und rund 50 000 Dinslakener sind am Sonntag aufgerufen, ihre zwei Stimmen für die Bundestagswahl 2013 abzugeben.

Mit der ersten Stimme wählt man aus einem der sieben Direktkandidaten verschiedener Parteien seinen Favoriten im Wahlkreis 117 Oberhausen/Wesel III (Dinslaken), mit der zweiten Stimme entscheidet man sich für eine Partei – und bestimmt damit die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag. Auf dem Oberhausener Stimmzettel stehen 22 Parteien zur Auswahl.

In Oberhausen gibt es 143 Wahllokale. Sie haben am Sonntag von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

2009 erlebte die SPD bei der Bundestagswahl im Wahlkreis einen historischen Einbruch auf 39,4 Prozent (-14,5 Prozentpunkte) der Zweitstimmen. Die Grünen kamen auf 9,1 Prozent (+2,2), die CDU auf 24,4 Prozent (+1,1). Die FDP legte gar um 4 Prozentpunkte auf 10,3 Prozent zu. Die Piraten holten auf Anhieb 1,6 Prozent der Zweitstimmen.

Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis lag bei 69,8%.

Die Grüne Bärbel Höhn weiß, dass der heutige und morgige Tag noch den Ausschlag geben können: „Grüne Wähler entscheiden sich in den letzten Stunden.“ Bei den Zweitstimmen die Zehn-Prozent-Marke im Wahlkreis Oberhausen-Dinslaken zu nehmen hält sie für „ambitioniert. Das wäre richtig toll.“ Zumal Veggie-Day- und Nichtraucherschutz-Debatten für Gegenwind sorgen. Höhn hofft wie Vöpel auf eine hohe Wahlbeteiligung. Bis gestern hatten bereits 25 300 Wähler ihre Stimme abgegeben: etwa je zur Hälfte per Sofortwahl und per Briefwahl.

„Bis zur letzten Sekunde kämpfen“ will auch CDU-Kandidatin Marie-Luise Dött – trotz „eindeutiger Signale“: „Die Menschen werden die gute Arbeit der Regierung Merkel honorieren.“ Der örtliche Parteichef Wilhelm Hausmann sieht eine „Furcht vor Rot-Rot-Grün“: Mit Ministern Trittin und Wagenknecht „könnten wir nicht mehr lange stolz sein auf unsere stabilen wirtschaftlichen Verhältnisse“. Wichtig sei, so Dött, überhaupt wählen zu gehen.

FDP buhlt um Zweitstimmen

Die so gescholtene Linke fühlt sich dagegen im Aufwind: „Selbst die konservativen Umfrage-Institute sehen uns inzwischen bei etwa zehn Prozent,“ so Niema Movassat. Jetzt komme der Höhepunkt des Wahlkampfes. Man werde in Fußgängerzonen Aktionsstände machen, vor Diskotheken und Kneipen Material verteilen und noch einmal jede Gelegenheit nutzen, um mit den Wählern zu sprechen.

Im CDU-Lager buhlt die FDP um Zweitstimmen. Kreisvorsitzende Regina Boos lässt sich von der Existenzangst auf Bundesebene aber nichts anmerken: „Die Stimmung ist gelöst. Im Straßenwahlkampf und an den Infoständen trafen wir auf überwiegend freundliche Reaktionen der Passanten und großes Interesse am Wahlprogramm.“

Piraten-Kandidat Andreas Ronig sagt, „dass wir mit unseren Vorstellungen immer mehr auf offene Ohren stoßen. Selbst wenn der Einzug in den Bundestag noch nicht feststeht, werden die Piraten aus der politischen Landschaft nicht mehr wegzudenken sein.“ Ronig denkt schon weiter: „Ab dem 23. September beginnt für uns der Europa- und Kommunalwahlkampf.“