Oberhausen. Eine Messerattacke auf dem Altmarkt verängstigt Bürger. Polizei und Ordnungsamt zeigen dort verstärkt Präsenz.
Bürger reagierten entsetzt und verängstigt. Da ging plötzlich mitten in der Stadt ein Mann auf einen anderen mit dem Messer los. Eine bedrohliche Situation am Altmarkt in der Oberhausener Innenstadt, die nicht nur Peter Urselmann, der Leiter des Weiterbildungsinstitutes (WBI) beobachtete.
Das WBI liegt wie auch einige Geschäfte und das „Gdanska“ dirrekt am Altmarkt. Geschäftsleuten wie Anwohnern sind die Menschen, die auf dem Platz Bier trinken, sich amüsieren und manchmal in Streit geraten, ein Dorn im Auge. „Die Situation auf diesem Platz eskaliert zunehmend“, schreibt Urselmann. Die Messerbedrohung am 9. August sei nur einer der vielen traurigen Höhepunkte.
Messer-Mann mit über 3,1 Promille
Polizeisprecher Axel Deitermann sagt über die bedrohliche Situation, dass ein schon länger schwelender Streit zwischen zwei Männern, 38 und 45 Jahre alt, eskalierte. Der 38-Jährige habe den 45-Jährigen beleidigt und ihn aufgefordert zu verschwinden. Die Situation geriet außer Kontrolle. Der 38-Jährige bedrohte seinen Kontrahenten mit einem Klappmesser. Der 45-Jährige ergriff die Flucht. Der Angreifer lief ein kurzes Stück hinter dem Fliehenden her, machte dann aber kehrt.
Kein Wunder, dass dem Mann die Puste ausging: Die Polizei stellte bei ihm durch einen Alkoholtest über 3,1 Promille fest. Dem Mann wurde das Messer abgenommen. Er landete zur Ausnüchterung im Polizeigewahrsam, es wurde Anzeige erstattet.
Polizei und Stadt sind die Probleme rund um den Platz bekannt. Deshalb greift das Präsenzkonzept: „Polizisten gehen verstärkt Streife“, sagt Deitermann. Unterstützt werden sie von Ordnungskräften der Stadt. „Es werden regelmäßig Platzverweise erteilt“, gibt Stadtsprecher Uwe Spee an. Urselmanns Forderung, hier ein Alkoholverbot zu verhängen, sei nicht durchzusetzen. Das ginge nur bei Spielplätzen oder Haltestellen.
Derweil sitzen Günter (51) und Udo (60) samt Kollegen auf den Stufen des Seiteneingangs der Herz-Jesu-Kirche. Udo sagt: „Der mit dem Messer und der andere gehören gar nicht hier hin.“ Günter berichtet von einem Platzverbot, dass er erhalten habe, als er auf einer Bank Zeitung las und Bier trank. „Jetzt darf ich nur noch hier sitzen, der Pfarrer hat das erlaubt.“
Von einer Erlaubnis weiß Pfarrer Peter Fabritz zwar nichts, vertreiben will er die Leute aber nicht, so lange sie Kirchenbesucher nicht behindern - auch nicht durch eklige Spucke-Flatschen, die sie immer auf den Stufen hinterließen.
Kommentar
Menschen, die in ihrem Verhalten von der Norm abweichen, machen den „Normalen“ schnell Angst. Die Männer und Frauen, die auf dem Altmarkt ihr Leben leben mit Bier, vielleicht auch lautstarken Gesprächen und Streitereien, entsprechen nicht der Norm. Sie stehen nicht nur rein optisch am Rand der Gesellschaft. Aber sie gehören doch dazu. Wer sie freundlich anspricht, wird in der Regel auch eine freundliche Reaktion erhalten. Ich denke da an zwei 89-jährige Damen, die täglich völlig unerschrocken an einer ähnlichen Gruppe vorbeispazieren, mit den Trinkern freundlich ein paar Worte wechseln. Nach kurzer Zeit hießen sie nur noch „die beiden netten alten Damen“, wurde ihnen Bier angeboten, das sie dankend ablehnten. Toleranz ist ein sehr weites Feld. Wer es für sich gut bestellt hat, sollte die Leute vom Altmarkt wertfrei als Teil dieser Gesellschaft sehen können.