Oberhausen. Morgen endet der muslimische Fastenmonat Ramadan. Während dieser Zeit dürfen die Gläubigen weder essen, noch trinken. Bei den momentanen Temperaturen war das eine harte Probe für Körper und Geist.

„In diesem Jahr war es schon sehr schwierig“, sagt Ercan Telli, Geschäftsführer des Oberhausener Integrationsrates. Die Rede ist vom Ramadan, dem Fastenmonat der Muslime, der am morgigen Mittwoch zu Ende geht. In dieser Zeit dürfen die Gläubigen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang weder essen noch trinken. Auch sonstige Genussmittel – wie zum Beispiel Tabak – sind tabu.

„Dieser Sommer war schon sehr heftig“, sagt Telli. „Aber es ist erstaunlich, was man auszuhalten vermag, wenn man an etwas glaubt.“ So auch die brütende Hitze, die seit Tagen herrscht. „Der Wasserhaushalt gerät dennoch schnell durcheinander. Ich empfehle dann immer, sich möglichst viel in der Wohnung aufzuhalten und kalte Bäder zu nehmen.“ Auch ein kaltes nasses Tuch im Nacken schaffe schon einiges an Abhilfe. „Viele begehen abends den Fehler, zu viel zu essen. Da spielt der Kreislauf natürlich oft überhaupt nicht mit.“

Wie schwer das Fasten bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke ist, weiß auch Omer Omayrad. Der 19-Jährige arbeitet in einem türkischen Lebensmittelgeschäft an der Friedrich-Karl-Straße. „Manche Tage waren die Hölle“, so Omayrad. „Aber man hält es einfach aus.“ Doch noch mehr als die Hitze hätten ihm die ersten Tage des Fastens zugesetzt. „Da muss man sich erst wieder daran gewöhnen. Ich hatte Magenkrämpfe und fühlte mich schlapp.“ Rund sechs Kilogramm habe er mittlerweile abgenommen.

Aussetzen möglich

Der Umstand, dass er während der Arbeit ständig von Lebensmitteln umgeben ist, macht ihm nicht so viel aus. „Da ist die Hitze schon bedeutend schlimmer.“ Jetzt freut Omer Omayrad sich auf die Zeit nach Ramadan. Dann wird das dreitägige Zuckerfest gefeiert, das traditionell den Fastenmonat abschließt. Der 19-Jährige wird es in Izmir bei seiner Familie feiern.

Einer, der nicht fastet, ist Wasem Ali, der in einem türkischen Schnellimbiss arbeitet. „Dieses Jahr setze ich aus.“ Als Grund gibt er unter anderem das Wetter an.

"Fasten ist Einstellungssache"

Das Aussetzen der Fastenzeit ist im Islam ohne Probleme möglich. Allerdings müssen die Tage, an denen man nicht gefastet hat, nach dem Monat noch zusätzlich angehängt werden. Ercan Telli: „Unsere Religion, wie alle Religionen, hat nicht den Anspruch, die Menschen zu quälen. Wer merkt, dass es wirklich nicht mehr geht, soll auf seinen Körper hören und Fünfe gerade sein lassen.“ Komplett vom Fastengesetz ausgenommen sind Kinder, Schwangere, aber zum Beispiel auch Zucker- und Nierenkranke. „Auch Frauen, die ihre Tage haben, dürfen aussetzen“, so Telli.

„Fasten ist eine Einstellungssache. Und damit wird das Wetter nebensächlich“, sagt Namik Erdas, der einen KFZ-Betrieb in Alt-Oberhausen betreibt. Seine Devise: „Der Glaube kann Berge versetzen.“ Dennoch würde er seine beiden Töchter in wichtigen Fällen das Fasten auch mal aussetzen lassen. „Eine spielt Hockey im Landeskader, die andere ist sehr aktiv im Tennis. Wenn die beiden während des Ramadan wichtige Spiele haben, würde ich natürlich erlauben, dass sie das Fasten unterbrechen.“

Generell empfindet er den Ramadan als etwas Positives. „Man tut etwas für sich. Ich habe zwar schon mit Ärzten darüber gesprochen, dass diese Praxis ungesund sein soll, aber wenn man sich in dem Monat nicht übernimmt, ist genau das Gegenteil der Fall.“ Man entschlacke und reduziere sein Gewicht. Ercan Telli ergänzt: „Da ist nichts, was von den eigenen Gedanken ablenkt. Es ist wie eine Phase der Meditation.“