Oberhausen.. LVR-Industriemuseum zeigt „Der Herrscher“ von Veit Harlan in der Lichtburg. Außenaufnahmen entstanden 1936 vor der Gutehoffnungshütte.
Wo spiegelt sich denn da die nationalsozialistische Ideologie wieder, fragt sich so manch ein Kinobesucher nach der Vorführung des 1937 erschienenen Propagandafilms „Der Herrscher“ von Regisseur Veit Harlan. Filmexperte Paul Hofmann gibt der Dame in der dritten Reihe Recht, so platt wie in den meisten Filmen, die während der NS-Zeit entstanden, ist die ideologische Nachricht in diesem Spielfilm nicht. „Das hat eindeutig Diskussionsbedarf.“
Das LVR-Industriemuseum zeigte am Sonntagmorgen im Lichtburg Filmpalast im Rahmen einer Filmreihe zur Museumsausstellung „Stadt der Guten Hoffnung“ den umstrittenen Spielfilm.
Das besondere an dem Film ist jedoch nicht sein zweifelhafter Ruf, sondern der damalige Drehort. „Der Herrscher“ zeigt ein Stück Stadtgeschichte vom Herbst 1936. Alle Aufnahmen entstanden vor dem Hintergrund der Hochöfen der Gutehoffnungshütte (GHH), auch die damaligen Arbeiter halfen als Statisten aus, bejubelten den „Herrscher“.
Stadthistorische Ebene
„Wir sehen die Verfilmung auf der stadthistorischen Ebene. Aus diesem Grund ist der Film für unsere Ausstellung interessant.“, erklärte Burkhard Zeppenfeld, Leiter des Industriemuseums. Die Stadt wird zwar mit keinem Wort erwähnt, die Oberhausener Silhouette ist jedoch zu erkennen. Ganz klein im Hintergrund hat Museums-Volontär Daniel Sobanski sogar das GHH-Zeichen entdeckt.
Die Schwerindustrie Oberhausen galt als passend für die Außenaufnahmen, schließlich geht es in dem Spielfilm um den Industriepatriarchen Matthias Clausen, Eigentümer eines Stahlwerks. Als sich Clausen, verkörpert von Schauspiellegende Emil Jannings, nach dem Tod seiner Frau in seine Sekretärin verliebt, begehrt die Familie aus Angst um das Erbe gegen ihn auf. Das lässt sich der „Herrscher“ eines Stahlwerks nicht gefallen, sagt sich von seiner Familie los und vermacht die Industriestätte der Volksgemeinschaft.
Problematisch wird der Film vor allem durch Regisseur Veit Harlan, der für den antisemitischen Propagandafilm „Jud Süß“ von 1940 verantwortlich war. Eindeutige Symbolik wie das Hakenkreuz sieht man in „Der Herrscher“ zwar nicht, dennoch ist die Botschaft eindeutig: Das Wohlergehen der Volksgemeinschaft steht über dem privaten Glück, Gegenspieler werden eliminiert. Sätze wie „Wer zum Führer geboren ist, braucht keinen Lehrer als sein eigenes Genie“ tun ihr Übriges.
Experte Hofmann meint jedoch, dass der Film noch heute auf der Vorbehaltsliste steht, sei fragwürdig. „Der Herrscher ist heute keine Gefahr mehr, weil der Kontext sich aufgelöst hat.“