Oberhausen.

Rollen, Videos, digitale Formate – für eine Zeitreise in die Geschichte der Filmkopien öffnet Carsten Spicher das Archiv der Kurzfilmtage, das sich im Keller der Villa befindet. „Wir sammeln nur Filme, die das Festival gezeigt hat, jedoch nicht ausschließlich Preisträger-Filme.“

Der Raum ist klimatisiert, Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind hier immer gleich. Es riecht ein bisschen nach Celluloid. In Regalen stapeln sich die Filmrollen in Dosen, alle nummeriert und sorgsam beschriftet. Je kleiner die Archiv-Nummer, desto älter der Inhalt. „Der erste Kurzfilmtage-Leiter Hilmar Hoffmann hatte die Idee, Filme des Festivals zu erwerben, um sie für Bildungszwecke einzusetzen. Einige Filmemacher haben dem Festival ihre Arbeiten auch geschenkt“, sagt Spicher. Er zieht eine der größeren Rollen aus dem Regal. Darin: „Der Dicke und der Dünne“ von Roman Polanski, ein 35-Millimeter-Film, 14 Minuten und 50 Sekunden lang, gedreht 1961. „Würde man ihn auf eine Leine hängen, wäre er 405 Meter lang“.

Der Charakter wird erhalten bleiben

Das Abspielen solcher Raritäten wird in Zukunft schwieriger. „Die Kinos schaffen die Projektoren ab. Momentan sind Festivals, kommunale Kinos oder das Filmmuseum noch in der Lage, sie zu zeigen, doch früher oder später wird man sie überspielen müssen.“ Das sei allerdings dank ausgereifter Technik so möglich, dass der Charakter des Films, „die Anmutung“, wie Spicher sagt, erhalten bleibt.

Bis Mitte der 80er Jahre war das Festival-Gedächtnis ein reines Filmarchiv, dann wurden Videos gleichberechtigt zugelassen, „was damals keineswegs unumstritten war“. Verschiedene professionellen Vorführformate der damaligen Zeit füllen die Regale des nächsten Raumes. Weiter geht die Zeitreise zum DVD-Format. „Filmgeschichte so schön aufzureihen wird bald nicht mehr möglich sein. Hüllen und Tonträger werden verschwinden, Filme sind dann nur noch im Rechner gespeicherte Dateien.“ Doch wenden wir uns dem Ort zu, wo Filme geprüft, bearbeitet und archivtauglich gemacht werden. Archiv-Techniker Peter Schön arbeitet vorwiegend am Rechner. „Heute geht’s fast nur noch um Daten und digitale Prozesse und die sind hyperkomplex“, sagt Spicher. Dennoch gibt’s noch Sichtungstische für die Film-Prüfung.

In Ordnern lagern die Prüf-Berichte. Spicher zeigt uns das Archiv für Kataloge, Berichtshefte, Fotos und Filmbeschreibungen, Sonder-Veröffentlichungen. Hier scheint nie etwas verloren zu gehen. Alles steht Interessenten offen. Anmeldung genügt. Spicher erwähnt, dass gerade nebenan jemand für seine wissenschaftliche Arbeit über den iranischen Film recherchiert.