Oberhausen. . Kurt Löwenthal feiert am Mittwoch, 3. Juli, seinen 85. Geburtstag. In der Stadt ist er eine Institution.

„KL“ ist ein Universum. Oder wie Alt-Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond einst zu „KL“ überlegte: „Bei welcher Gelegenheit wir uns kennengelernt haben? Die Frage sei eher: „Bei welcher nicht.“ Kurt Löwenthal, von seinen Mitarbeitern liebevoll „KL“ genannt, war nämlich in Oberhausen irgendwie immer überall, das heißt, er ist es immer noch. Am 3. Juli feiert Löwenthal seinen 85. Geburtstag.

Wer an der Seilerstraße die Löwenthalschen Büros durchschreitet, der landet irgendwann in „dem“ Büro, das eigentlich ein Mosaik der Lebensgeschichte eines Mannes ist, der in Oberhausen, in seiner Stadt, Geschichte schrieb. Kurt Löwenthal war nicht nur maßgeblich daran beteiligt, dass der Gasometer erhalten blieb, er war auch eine der Kräfte, die sich für das Centro einsetzten. „Wir wollen nicht der Hinterhof von Essen werden“, hatte er einst konstatiert. „Der Spiegel“ zitierte 1988 Löwenthal, den damaligen Vorsitzenden des Einzelhandelverbandes: „Jetzt ist es mit dem Denken, wir seien Leute vom Hinterhof, vorbei“.

Vom Stahlbaron zum Minister

Als der heute 85-Jährige diese Feststellung traf, da hatte er als Unternehmer längst alle Hinterhof-Hürden überwunden. Das Unternehmen Löwenthal mit großartigen Geschäftsräumen in Essen und Düsseldorf galt als umsatzstärkstes im Revier. Löwenthal richtete Büros ein. Nicht irgendwelche, sondern die der Großen. „Der Durchbruch kam 1967 mit der Hauptverwaltung von Karstadt, danach folgten alle 140 Karstadt-Filialen“, sagt Löwenthal. Und dann eben einfach alle vom Bischof bis zum Bundespräsidenten, vom Stahlbaron bis zum Minister.

Dabei hatte alles so zaghaft mit dem Stenografenverein angefangen. Löwenthal, der Sohn eines Bergmanns, der mit 16 Jahren in amerikanischer Gefangenschaft landete, der das Todeslager Rheinberg überlebte, war kaum acht Tage wieder in Oberhausen, als er beim Babcock-Aufbau anpackte. Bei Babcock absolvierte er später auch eine Lehre als Starkstrom-Elektriker. 1950 machte sich der Handwerker - „als Elektriker können Sie alles“ - ein Trümmergrundstück fertig, baute und eröffnete ein Jahr später mit seiner Frau ein Geschäft für Bücher und Schreibwaren.

Und dann klopften die Leute vom Stenografenverein an: „Kann du uns nicht mal einen Schreibtisch liefern?“ Löwenthal lieferte, kam auf den Geschmack. Später holte er in seinem Unternehmen stets selbst 80 Prozent der Großaufträge rein - trotz zahlreicher Mitarbeiter. „Die Leute wollten immer den Boss“, lacht der Mann, der gemäß des Mottos lebt: „Freundlichkeit kostet nichts.“

Löwenthal mag schnelle Oldtimer

Wegen dieser Geschichte mit dem Stenografenverein ist er nun deren Ehrenvorsitzender. „Ich hatte auch schon einmal 31 Ehrenämter - alle auf einmal“, sagt Löwenthal. Er selbst sieht sich als Kerze, die an beiden Enden brennt und die in der Mitte noch von einem Bunsenbrenner bearbeitet wird.

So verwundert es nicht allzu sehr, dass der bald 85-Jährige Autos mag. Oldtimer zwar, aber doch schnelle Wagen. „Wenn ich im Auto sitze, fühle ich mich wie 22“, erzählt Löwenthal strahlend.

Sein Büro, in dem so viele erlesene Antiquitäten stehen, „weil ich so viel Zeit mit modernen Büromöbeln verbracht habe“, erzählt von seinen Leidenschaften - auch von seinen Hunden. Dackel Bautz 3 (weil alle Dackel Bautz hießen) und von Boxer Jacky 4 (weil alle Boxer Jacky hießen). Aber diesen Jacky 4, den hat Löwenthal geliebt. „Wenn der mir in die Augen geguckt hat, war ich glückselig.“ Und Jacky rettet Löwenthals sogar mal das Leben. Er weckte die schlafende Familie bei einem Brand. Ohne den Hund wären sie umgekommen.

Löwenthal erhielt das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse 

Ach ja, Jäger ist Löwenthal. Seit 44 Jahren hat er eine Jagd in Schneppenbach, dessen Ehrenbürger er auch ist - die Urkunde hängt an der Wand. „Ich war erst kürzlich wieder dort, aber ich schieße nicht mehr, sondern erfreue mich an den Tieren“, sagt Löwenthal. „Das ist vielleicht die Weisheit des Alters.“

Alle Auszeichnungen und Ämter Kurt Löwenthals aufzulisten, würde zu weit führen. Nur so viel: Der Oberhausener, der seine Stadt, diesen Schmelztiegel verschiedenster Nationen, liebt, hat in seinem Büro das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse hängen. Genauso das Bundesverdienstkreuz am Bande. Er trägt den Ehrenring der Stadt, die Ehrennadel, die Glückauf-Medaille und die Goldene Medaille der Industrie- und Handelskammer.

Löwenthal, der Mitglied im Lions Club Glückauf Oberhausen ist und zeitweilig Vorsitzender des Hilfswerks beider Clubs war und auch einmal Präsident seines eigenen, wurde von der „Lions Club International Foundation“ als großzügiger Spender für humanitäre Projekte mit der „Melvin Jones Fellowship“ geehrt.

Das Autofahren ist seine Leidenschaft

Der gelernte Starkstrom-Elektriker war auch Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Oberhausen, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes der IHK sowie Bezirkspräsident der IHK.

Von seiner Leidenschaft für Oldtimer zeugen viele Pokale, die er bei Rallyes holte. Seine große Leidenschaft ist auch immer noch das Autofahren.

Im August dieses Jahres wird der rasante Senior, der gern mal so richtig aufs Gas geht, zum ersten Mal Uropa. Ein Fazit seines Lebens: „Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich so alt geworden bin.“