Der Traditionschor feierte sein 130-jähriges Bestehen mit einem abwechslungsreichen Galakonzert im Ebertbad. Protektor Kurt Löwenthal blickte zurück in die Vereinsgeschichte.
Hätten sie gewusst, wie lang die Rede dauert, hätten sie das ein oder andere Pils mehr getrunken, scherzt der gut gelaunte Ossian-Chor. Das reichliche „Befeuchten der Kehle” gehört eben notwendig zum Singen dazu. Allerdings hatte Redner und Protektor Kurt Löwenthal allen Grund, sich einmal lang und vergnüglich das Wort zu nehmen und die Geschichte des Männergesangvereins auszubreiten: Schließlich wurde vor 130 Jahren der Oberhausener Chor gegründet – „ein Weltereignis”, meint der Protektor im halben Ernst.
Und derart bewegt erinnert Löwenthal im Ebertbad an die Bedeutung des Ossian als Träger städtischer Konzerte und als gesellschaftlicher Treffpunkt für alle kulturellen Darbietungen der Stadt. Schnell wurde der Gesangsverein in der Bevölkerung beliebt, wie auch seine Festzüge, die durch die geschmückten Straßen bis zum Kaisergarten führten.
Zwei Weltkriege überstand der Verein und so mancher hochrangige Politiker übernahm die Rolle des Protektors, so zählt etwa Reichspräsident Paul von Hindenburg zur Zeit der Weimarer Republik dazu, wie auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schöder – „da muss ich mich hinter verstecken”, meint Löwenthal.
Doch mindestens ebenso beeindruckt ist der Protektor von den Frauen des Gesangvereins, die „viele Abende auf ihre Männer verzichteten” und auch die Konzerte unterstützten. Dem früheren Vorsitzenden Peter Reichart dankte Löwenthal dafür, dass dieser „in schweren Zeiten” die Spaltung des Chors verhinderte, den aktuellen Vorsitzenden Jürgen Köhler lobte er als „Vollprofi”. Und ebenso trage Zeljko A. Sojcic im hohen Maße zum Erfolg des Chores bei, hob er den Chorleiter hervor.
Damit war es langsam Zeit, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Mit „Erhebtet das Glas” und „Hallo Herr Wirt, nun sind wir da” (Studentenchor) legten die trinkfreudigen Sänger direkt gesellig los. Und so gut gelaunt ging es mit Berliner Melodien weiter. Zu „Hinterm Ofen sitzt ne Maus – die muss raus” und natürlich „Berliner Luft” pfiffen die Herren nicht nur eifrig, sondern klatschte der Saal so beherzt wie begeistert in die Hände. Ein breites Repertoire aus Oper, Shanti-Gesängen, Volksliedern und internationalem Liedgut machte das zahlenmäßig etwas krumme Jubiläum im Ebertbad zu einer runden Sache - und zu einer vergnüglichen.