Oberhausen. . Vorstand der „Ripse“ lässt Rollstuhl-Rampe wegen DIN-Norm abbauen. Alternative für die Mieterin: ein teurer Hublift hinter dem Haus.
Die Lösung wäre einfach und günstig gewesen: Eine stabile ca. fünf Meter lange Rampe aus Holz führt vom Bürgersteig zur Wohnungstür an der Werkstraße. Damit hätte die schwer behinderte Seniorin die Erdgeschosswohnung mit ihrem Rollstuhl und Hilfe ihrer Tochter Elke Adrigam verlassen können. Doch die Hausverwaltung stellte sich stur: Die Rampe entspräche nicht der DIN-Norm und müsse abgebaut werden. Ungewöhnlich ist allerdings: Das Haus gehört zur Genossenschaft Riwetho – dem früheren Bürgerschreck „Ripse“.
Soziales, alternatives, selbstverwaltetes Wohnen – die „Ripse“ hat sich zur bürgerlichen Genossenschaft gewandelt, einige Grundsätze von damals schreibt sie sich aber heute noch auf die Fahnen. So weist man nicht ohne Stolz auf die Barrierefreiheit des Clubhauses hin: „Da steht der Goldenen Hochzeit, dem 100. Geburtstag oder zum Beispiel einer Kindergeburtstagsparty von, für und mit behinderten Kindern nichts im Weg, und das im wahrsten Sinne des Wortes.“
Bei Unglück Genossenschaft in der Haftung
Elke Adrigam sieht dort, wo man es früher mit verpönten bürgerlichen Normen nicht gar so genau nahm, nun zweierlei Maß angelegt: „Die Rampe hätte nicht gestört“, sagt sie, Fußgänger und selbst Kinderwagen seien daran vorbeigekommen. Zumal ihr Haus fast am Ende einer Sackgasse steht, und deshalb kaum störe, ist Adrigam überzeugt. Auch die Denkmalbehörde und die Stadt hatten dort keine Bedenken angemeldet. Mit der Einschränkung, die Rampe dürfe nicht in die Bausubstanz eingreifen und müsse vollständig abgebaut werden, wenn sie einmal nicht mehr gebraucht würde.
Doch vor Gericht ließ der Vorstand entscheiden, dass die Rampe für Adrigams Mutter innerhalb von sechs Wochen wieder entfernt werden müsse. „Sie entsprach nicht der Norm“, begründet das Vorstandsmitglied der Genossenschaft Volker Wilke die Entscheidung gegen den Anbau, „bei einem Unglück wären wir in der Haftung gewesen“.
Alternative Hublift sehr aufwändig
Stattdessen darf Elke Adrigam nun hinter dem Haus einen Hublift anbringen, der den Rollstuhl durch die Hintertür heben soll. Damit ist sie jedoch nicht einverstanden, denn die notwendigen Umbauten für den Hublift am denkmalgeschützten Haus wären teuer: rund 30.000 Euro anstelle der deutlich günstigeren Rampen-Lösung.
Dafür müssten die Hintertür verbreitert und eine Wand mit den Versorgungsleitungen versetzt werden. Auch der Weg zum Hublift, der um das Haus führt, verläuft über Rasen – bei Regen und Schnee käme man mit dem Rollstuhl schlecht übers Gelände.