Oberhausen. Bestohlene Senioren wollen ihre Wohnung jetzt vor Dieben sichern. Die Polizei berät sie gerne. Mietwohnungen viel öfter betroffen als Einfamilienhäuser.

Die 83-Jährige erinnert sich nur zu gut an den Schock. Als sie mit ihrem Mann (76) vor einiger Zeit samstags gegen Abend nach Hause kam, erlebte das Ehepaar eine böse Überraschung. In seine Wohnung im ersten Stock eines Mietshauses war eingebrochen worden. Die Diebe hatten das Fallrohr der Regenrinne und die Halterung des nachträglich angebauten Balkons als Kletterhilfe genutzt. Sie hebelten die Balkontür auf, stahlen Schmuck und Geld.

„Ich war total entsetzt“, sagt die 83-Jährige, die Herzprobleme plagen. „Ich musste erst mal Atemübungen machen, um wieder Luft zu bekommen“, schildert sie den Schock. Die Eheleute hatten, ehe sie ausgingen, extra einen Sessel vor die Balkontür geschoben. Das Möbelstück sollte die Tür sichern. „Den Sessel hatten die Diebe von dort weg- und innen vor die Wohnungstür gerückt“, wundert sich die Oberhausenerin.

Täter klettern auch in den 2. Stock

Doch da liefert ihr Kriminaloberkommissar Dirk Schmidt gleich eine Erklärung: „Wenn sie nach Hause gekommen wären, hätten die Einbrecher das wegen des Sessels vor der Tür sofort gehört.“ Der „Technische Berater der Kriminalprävention der Oberhausener Polizei ist mit einer weiteren Mieterin zu Gast bei dem Ehepaar. Die andere Hausbewohnerin (83) wohnt in der zweiten Etage des Hauses. Direkt über dem Ehepaar. Alle Drei hatten sich überlegt, sich künftig vor Einbrechern zu schützen. Schmidt gibt ihnen Tipps. Er mahnt auch, selbst der zweite Stock sei für Diebe kein Problem. Die Seniorin, die allein in ihrer Wohnung in der zweiten Etage wohnt, fürchtet sich also ganz zu Recht. Wobei der Kriminalbeamte den Dreien zu ihrer Beruhigung erklärt: Einbrecher wollen auf keinen Fall auf Bewohner treffen. Sie brauche also keine Angst zu haben, nachts überfallen zu werden.“

In der Regel kommen die Täter tagsüber und in Mietshäusern meist durch die Wohnungstür“. Schmidts Chefin, die Leiterin des Kommissariates Vorbeugung, Ute Krämer, klärt zusätzlich auf: „Es wird viel mehr in Mietwohnungen als in Einfamilienhäuser eingebrochen.“

Obere Etagen besonders gefährdet

In zwei Drittel aller Fälle, und im Jahre 2012 wurden immerhin 831 Einbrüche angezeigt, interessierten sich die Täter für Wohnungen. Krämer bedauert deshalb: „Es finden dennoch weniger Beratungen dort als in Häusern statt.“ Dabei sind die Besuche der Polizei-Berater kostenlos und effektive Einbruchsicherungen oft gar nicht so teuer.

In den Mietshäusern wiederum bevorzugen Diebe zu 80, 90 Prozent die oberen Etagen. „Dort sind sie ungestörter“, sagt der Kriminalbeamte. Ins Haus gelangen die Täter meist, weil immer irgendwer einfach aufdrückt, wenn geklingelt wird. Was Hausbewohner deshalb nicht einfach so tun sollten. Schmidt hat noch einige allgemeine Information: Einbrecher kommen meist zwischen 10 Uhr morgens und 23 Uhr abends. Samstags und Sonntags auch bis 1 Uhr nachts. Sie streifen zu zweit oder dritt durch Wohngebiete, schauen, welche Wohnungen oder Häuser verlassen aussehen. Vorsichtshalber klingeln sie auch noch. Deshalb rät Schmidt: „Wenn es bei ihnen schellt, machen sie sich über die Gegensprechanlage oder durch die geschlossene Wohnungstür bemerkbar.“ Sonst würde ein Dieb die Wohnung noch für verlassen halten und versuchen einzubrechen. Abgesehen hätten es Täter auf Schmuck und Geld. Danach suchten sie immer in der gleichen Reihenfolge: zuerst im Schlafzimmer, dann im Badezimmer, in der Garderobe, dem Wohn- und Kinderzimmer.

Tipps von den Profis

Ein einfacher Schutz gegen Einbrecher ist es, bei Dunkelheit für Licht in der Wohnung zu sorgen. Das gilt besonders für die düstere Jahreszeit, wenn es früh dämmert. Kriminaloberkommissar Dirk Schmidt rät den drei Senioren zu Zeitschaltuhren für die Lampen. „Da können Sie auch mal später als geplant nach Hause kommen.“ Weil Diebe in einem Mietshaus zur Vorsicht oft noch an Wohnungstüren lauschen, ob jemand zu Hause ist, vermittelt auch ein eingeschaltetes Radio: Diese Wohnung ist nicht verlassen.

Pilzkopfscharniere

Schmidt sagt zur „Einflugschneise“ der Täter im Fall des Pärchens: „Sie können die Verschläge der Balkontür gegen zwölf bis 18 Pilzkopfscharniere und -halterungen austauschen. Zusammen mit dem bereits vorhandenen abschließbaren Griff, für den Fall, dass der Dieb ein Loch in die Scheibe schlägt, seien sie ein guter Schutz. Mit 370 bis 400 Euro Kosten veranschlagt Schmidt die Pilzkopfvariante.

Scharnier-Seiten-Sicherung

Eine weitere Schutzvariante für Balkontüren ist eine Scharnier-Seiten-Sicherung. Kostenpunkt etwa 260 Euro. Teils muss die Fachmontage noch extra bezahlt werden. „Wichtig ist, dass das die Produkte die DIN-Norm erfüllen und die Montagen korrekt ausgeführt wird“, sagt Schmidt. Um eine ungesicherte Tür mit Schraubenzieher oder Brecheisen zu öffnen, braucht ein Einbrecher höchstens 20 Sekunden. Dauert es länger, gibt der Täter auf.

Doppelfensterflügel-Schloss

Bei einem Küchenfenster, das ebenfalls zum Balkon führt, ist auch eine Umrüstung notwendig. Aber selbst ein kleines Fenster kann mit 300 Euro zu Buche schlagen. Für ein zudem vorhandenes Doppelfenster empfiehlt Schmidt ein Doppelfensterflügelschloss in der Küche als Einbruchsicherung.

Wohnungstür gut eingebaut

Die Wohnungstür hält der Experte schon für „ganz gut“. „Der Beschlag ist nicht abschraubbar. Der Zylinder mit einer Sicherheitsrosette verkleidet“, lobt er. Aber es gilt grundsätzlich: „Die Tür muss gut eingebaut sein, nur dann bringt auch die Einbruchsicherung etwas.“ Ein Verbesserungsvorschlag: „Das Schließblech sollte man doch noch mit dem Mauerwerk verbinden.“ Was ihm fehlt ist ein zweites Schloss. Möglich wären ein Kastenschloss (rund 200 Euro) oder ein Panzerriegel quer über der Tür (etwa 400 Euro).

Kriminalprävention

Tipps zur Einbruchsicherung für Wohnung und Haus gibt es bei der Kriminalprävention, Havensteinstraße 27, Tel.: 826-4511, Kriminalprävention.Oberhausen@polizei.nrw.de. Dort können Interessierte einen Termin für eine Beratung vor Ort vereinbaren, oder sich erklären lassen, wie sie Adressen der Sicherheitsfirmen finden.

Hilfe von Bürgern erwünscht

Die Polizei,die sich mit der Bekämpfung der Wohnungseinbrüche befasst, unter anderem mit der Aktion „Riegel vor - Sicher leben in Oberhausen“, bittet auch die Bürger um Mithilfe. Wenn sie verdächtige Personen oder Fahrzeuge sehen, wählen Sie direkt die 110“, rät Schmidt. Dann kann die Polizei schnell reagieren. Andernfalls verschwinden die oft überörtlich aktiven und mobilen Einbrecher schnell.