Oberhausen. Die Zeitarbeitsfirma „Just in Time“ will dem schlechten Ruf der Branche entgegentreten, faire Arbeitsbedingungen bieten und mit guter Arbeit überzeugen
Leiharbeiter werden schlechter bezahlt als Festangestellte, für Tätigkeiten eingesetzt, die nicht vereinbart waren und nach Gutdünken entlassen. Diese Vorwürfe stehen oft im Raum, wenn in Deutschland über die Zeitarbeitsbranche geredet wird. Das 2012 gegründete Oberhausener Unternehmen „Just in Time“ will dem schlechten Ruf entgegentreten und verspricht, mit seinen Angestellten anders umzugehen.
Keine Kündigungen im Winter
„Natürlich gibt es in der Zeitarbeitsbranche schwarze Schafe“, räumt Geschäftsführer Kevin Tilge ein. „Wir wollen aber sowohl mit unseren Mitarbeitern als auch den Kunden fair umgehen.“ Das heißt: „Wenn die Vorstellungen bei der Bezahlung zwischen einem Unternehmen und uns zu weit auseinandergehen, kommt es nicht zur Zusammenarbeit.“
Am Preiskampf in der Zeitarbeitsbranche will man nicht teilnehmen. „Es gibt immer jemanden, der etwas günstiger anbietet. Wer aber qualifizierte Schreiner und infolge auch qualitativ hochwertige Arbeitsergebnisse haben will, muss bereit sein, im Zweifelsfall den einen oder anderen Euro mehr zu bezahlen.“
Auch einem weiteren Branchenmechanismus entziehe man sich. „Es gibt Unternehmen in der Zeitarbeit, die kündigen ihren Mitarbeitern wegen der flauen Auftragslage im Winter.“ Die Entlassung komme dann zum Januar, im Februar würden die Leute wieder eingestellt. „Wir machen das nicht, sondern bieten das ganze Jahr eine sichere Stelle und Bezahlung.“
Spezialisten im Schreinerhandwerk
Im Unterschied zu vielen anderen Zeitarbeitsunternehmen hat sich Tilges Firma zudem auf eine Branche spezialisiert. „Da wir im Schreinerhandwerk die größte Erfahrung besitzen, bieten wir ausschließlich Leistungen in diesem Bereich an.“ Einen weiteren Unterschied sieht der 28-Jährige in der Geschäftsführung. „Normalerweise sitzen dort in einer Zeitarbeitsfirmen ausschließlich Kaufleute. Wir dagegen sind selber Handwerker. Ich selbst komme aus der Waffentechnik und habe dort eine Ausbildung gemacht“, so Tilge.
„Momentan läuft das Geschäft noch zu 90 Prozent über die Kundenakquise am Telefon“, erklärt Mitgeschäftsführer Christian Kobs. „Aber das Handwerk ist ein Dorf. Wenn man gute Arbeit abliefert, dann spricht sich das auch herum.“
"Nicht bloß eine Personalnummer"
Kobs ist die Zufriedenheit der Mitarbeiter wichtig. „Wir bekommen von den Jungs auch Rückmeldungen wie eine Firma aufgestellt ist und welches Arbeitsklima dort herrscht. Keiner muss sich bei der Arbeit beschimpfen lassen.“
Schreiner Bernhard Golus ist seit Anfang 2012 im Betrieb, durchlief vorher bereits zwei andere Zeitarbeitsfirmen. „Das lief dort insgesamt immer sehr unpersönlich ab“, erzählt der 48-Jährige. „Man hatte den Eindruck, dass man bloß eine Personalnummer für sein Gegenüber ist.“ Davon könne jetzt bei Just in Time nicht die Rede sein, so Golus. „Wenn ein Kollege oder ich irgendwelche Probleme oder Wünsche haben, sind die Ansprechpartner immer da. Sie versuchen immer alles im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu realisieren.“