Oberhausen. . Den meisten der über 300 Referendare am Oberhausener Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung droht mit ihrem Abschluss ein prekäres Leben mit Hartz IV, denn für sie wird es aller Voraussicht nach kaum Stellen geben.

Sie sind jung, motiviert, vom Land teuer ausgebildet worden – und stehen ab Oktober auf der Straße. Den meisten der über 300 Referendare am Oberhausener Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung droht mit ihrem Abschluss ein prekäres Leben mit Hartz IV, denn für sie wird es aller Voraussicht nach kaum Stellen geben.

Das liegt vor allem daran, dass in diesem Jahr zwei Abi-Jahrgänge die Schulen verlassen – und die Schülerzahl an den Gymnasien und Gesamtschulen deutlich sinkt. Weniger Schüler bedeutet auch weniger Lehrer. Landesweit entstehen an Schulen „Überhänge“, die auch Lehrer mit fester Stelle in Unruhe versetzen: Es drohen „Abordnungen“, also Versetzungen.

Land verkürzte die Ausbildungszeit

Stark betroffen von den fatalen Jobaussichten sind derzeit die Absolventen des Studienseminars Essen, die schon jetzt fertig werden: 3800 angehende Lehrer in NRW treffen auf 600 Stellen.

„Wir fühlen uns vom Land im Stich gelassen“, äußern sich Oberhausener Referendare mit Sorge über ihre Zukunft. „Ministerpräsidentin Kraft hat noch vor einem Jahr versprochen, dass NRW in Bildung investiert.“ Und nun?

Dabei hatten sich die Arbeitsbedingungen für diese Lehrernachwuchs-Generation ohnehin verschärft: Mit „bedarfsdeckendem Unterricht“ müssen sie Stellenlücken an Schulen füllen. Zudem verkürzte das Land die Ausbildungszeit um ein halbes Jahr, um Lehrer schneller ausbilden zu können. So stehen Referendare wie nie zuvor im Konflikt zwischen hektischer Schulpraxis und anspruchsvoller Fachdidaktik in Seminaren.

Viele Lehramtsanwärter wollen NRW verlassen

Nicht wenige Lehramtsanwärter überlegen, das Bundesland zu verlassen, um überhaupt ihren Beruf ausüben zu können. Nicht nur Oberhausen gehen gute und junge Lehrkräfte verloren. „Das Land NRW bildet sie teuer aus, andere werden sie dankbar entgegen nehmen.

Nur wir selbst profitieren davon nicht“, kritisiert die schulpolitische Sprecherin der CDU, Simone-Tatjana Stehr, die als Studiendirektorin unter anderem in Oberhausen ausbildet, scharf die Landespolitik. Sie sieht Aufgaben genug: Inklusion, Ganztagsschule, Sekundarschule. „Dafür muss man Geld in die Hand nehmen.“

Altersschnitt liegt bei 49 Jahren

Den Sparkurs hält Stehr für zu kurzsichtig, denn es würden schon mittelfristig in NRW tausende Lehrerstellen frei, weil die Kollegien nicht selten überaltert seien. Allein in Oberhausen liegt der Altersschnitt der Lehrerkollegien an weiterführenden Schulen zwischen 43 und 49 Jahren.

Wenn in wenigen Jahren – trotz demografischen Wandels – schon wieder Lehrermangel herrschen wird, sind die teuer ausgebildeten Kräfte jedoch verloren.