Oberhausen. .
Bevor die Abiturienten am Mittwoch dieser Woche ihre Stifte zücken konnten, um etwas hochschulreifetaugliches zu „Iphigenie auf Tauris“ oder den „Buddenbrooks“ auf die Klausurbögen zu schreiben, haben Hausmeister und Schüler am Bertha-von-Suttner-Gymnasium 60 Tische in die Aula geschleppt.
In dieser Woche sind die schriftlichen Prüfungen fürs NRW-Zentralabitur 2013 gestartet, und das wollte wegen der doppelten Schülermenge „generalstabsmäßig“ vorbereitet sein, sagt Irmgard Rosenow, Oberstufenkoordinatorin des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums.
„Ein Gewaltakt in der Organisation“
„Wir haben aus dem ganzen Haus Möbel zusammengesucht und in der Aula, in einem kompletten Klassenzimmer-Trakt und in anderen größeren Räumen verteilt“, sagt Rosenow. 206 Schüler wollen in diesem Jahr ihre Reifeprüfung am „Bertha“ bestehen. Der Doppeljahrgang bedeutet „einen Gewaltakt in der Organisation“, aber die Kinder (Irmgard Rosenow nennt die Abiturienten liebevoll so) sollen davon so wenig wie möglich mitbekommen.
Sie sollen die gleichen Prüfungsbedingungen wie die Jahrgänge vor und nach ihnen haben, „die Kinder sind doch eh gekniffen genug“, sagt Lehrerin Rosenow angesichts der doppelten Menge von Absolventen, die auf Universitäten und in die Ausbildungsplätze drängen. „Viele stehen unter Druck, weil sie sich Sorgen machen.“
Handy & Co. vorher abliefern
1220 Abiturienten sind es in diesem Jahr in Oberhausen, die zu den Prüfungen antreten. Am gestrigen Freitag stand Englisch auf dem Programm, am kommenden Montag und Dienstag werden es Französisch und Spanisch sein, am Mittwoch nächster Woche ist Großkampftag: Die Matheklausuren in den Leistungs- und Grundkursen werden geschrieben.
Alle Prüflinge bekommen wegen des Zentralabiturs die gleichen Aufgaben – also sollen sie sich während der Prüfungszeiten auf keinen Fall begegnen beim Toilettengang. Das Elsa-Brändström-Gymnasium hat zwei ganze Etagen gesperrt, auf den Gängen wachen wie ein Zerberus die Lehrer. Nun sind die Kloräume ja nicht gerade die Unterwelt, aber ein Ort, wo Handys oder Smartphones aus der Tasche genestelt werden könnten, um sich das Wissen, was aus dem Kopf gewichen ist, aus dem Netz zu holen. Im Elsa werden die Geräte während der Prüfungszeit im Sekretariat aufbewahrt.
„Bisher ist alles ruhig und gut verlaufen“
Mit 241 Abiturienten muss das Sterkarder Freiherr-vom-Stein-Gymnasium das größte Schüler-Kontingent durch die Abi-Prüfungen schleusen. Doch Oberstufenkoordinator Detlef Sieg bleibt gelassen, „bisher ist alles ruhig und gut verlaufen“, bilanziert er die erste Prüfungswoche.
Auch am „Freiherr“ müssen die Schüler vor dem Betreten des Prüfungsraumes ihre Handys abgeben, „was wir nicht unterbinden können, sind Zweit-Handys“, sagt Detlef Sieg, „eine Leibesvisitation machen wir schließlich nicht“. Aber jedem Prüfling müsste eigentlich klar sein, dass ein Handy – auch wenn es nur in der Hosentasche steckt und nicht eingeschaltet ist – „automatisch als schwere Täuschungshandlung“ gewertet wird. Es drohen Konsequenzen: Je nach Schwere des Falles würden Teile oder die ganze Arbeit nicht gewertet. Den kompletten Ausschluss von den Abi-Prüfungen hat Sieg noch nicht erlebt.