Oberhausen. . Ein 32-Jähriger schlug am Dienstagmorgen in seiner Oberhausener City-Wohnung Türen und Fenster ein. Das SEK überwältigte den Mann, der ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Nach den Vorfällen an der Geibelstraße berichtet die Mutter wie es ist, wenn das eigene Kind psychisch krank ist.
Was machst du als Mutter, wenn dein Kind in deinen Armen liegt und sagt: „Mama, ich kann da nichts für.“ Und du weißt, eigentlich ist er ein guter, ein lieber Sohn. Nur wenn er seine Tabletten nicht nimmt und Angst bekommt, dann rastet er aus. Dann wird er krank. „So wie letzte Nacht“, sagt die Mutter, der Blick erschöpft, die Schultern schwer.
Unter ihren Schuhen knirscht Glas, als sie durch die heftig zertrümmerte Wohnung ihres Sohns führt. Mit der Hand streift sie über die tiefen Löcher in den weißen Wänden, über zersplitterte Holzrahmen und bleibt vor der Badezimmertür stehen. Durch die faustgroßen Löcher sieht man die Wanne, einen Vorleger, Reinigungsmittel ordentlich zusammengestellt.
„Ein 32-jähriger Mann randalierte in seiner Wohnung“, heißt es in der kurzen Polizeimeldung zum Vorfall am Dienstag in der Oberhausener City. „Er zerschlug die gesamte Einrichtung der Wohnung vermutlich mit einer schweren Hantelstange.“
Ihr Sohn hat seit neun Jahren eine Angstpsychose
Vor neun Jahren sei er krank geworden, erzählt die Mutter mit leiser Stimme. „Er hat eine Angstpsychose. Die sagten, das waren die Drogen.“ Zwei Mal habe sie die gesetzliche Betreuung ihres Sohnes übernommen, er war in Behandlung wegen der Angst, die ihn in den Wahn treiben konnte. Er hatte Tabletten, mit denen ging es gut. Nur nahm er die Tabletten manchmal nicht. „Dann wurde es schlimm.“ Den Vater habe er ein Mal angegriffen. „Aber mich nie, nein.“ Die Familie ist zusammengerückt, in einem Haus an der Geibelstraße hat sie drei Wohnungen angemietet. Der Opa lebt unten, die Eltern daneben, eine Blumen-Girlande an der Tür, der Sohn über ihnen. Wenn etwas war, musste die Mutter nur die zwei Treppenabsätze hinauflaufen.
In dieser Nacht hatte das nicht mehr geholfen. Zwei Mal musste sie die Polizei anrufen, doch der Sohn beruhigte sich immer wieder. „Ich wollte morgens direkt zum Amtsgericht. Er brauchte ja Hilfe, ich wollte, dass er in eine Klinik kommt.“
Er schlug mit der Hantelstange die Brüstung ab - da rief sie die Polizei
Um kurz vor acht habe sie in der Küche gerade ihren Mantel angezogen, da knallte vor ihrem Fenster ein Stück Balkon auf den Boden. Mit der Hantelstange hatte ihr Sohn die Brüstung abgeschlagen. „Da habe ich wieder die Polizei angerufen.“ Ihren Mantel hat die Mutter noch immer an, als sie ins Wohnzimmer geht. Auf dem Boden liegt eine rote Matratze, auf der der Sohn geschlafen hat, weil es ihm im Schlafzimmer zu laut war. Schweigend sucht die Frau für die beiden Polizeibeamten im Flur der Wohnung nach dem Mietvertrag. Den Vermieter müsse man ja informieren, sagt sie, „das muss man hier alles renovieren“.
Durch die eingeschlagene Fensterscheibe des Wohnzimmers hört man die Hauptstraße. Die Mutter dreht sich zur Tür, neben der ein einsamer Bilderrahmen hängt. Eine Zeichnung steckt hinter dem Glas, eine tiefblaue Lilie. Die habe ihr Sohn gemalt, sagt die Mutter.
Geht sie heute noch ins Krankenhaus? „Nein, das hat nicht viel Sinn.“ Aber morgen, morgen werde sie ihren Sohn besuchen. „Und dann müssen wir einfach gucken, wie es für uns weitergeht.“
Randalierer löst SEK-Einsatz aus