Oberhausen. .

Karneval. Das war in Vondern schon immer eine Familienangelegenheit. „Wenn ein potenzieller Schwiegersohn in die Familie kam, musste dieser erst mal in die Karnevalsgesellschaft eintreten“, sagt Dieter Krein. „Da gab es kein Pardon!“

Krein muss es wissen. Seit 1961 ist der 69-Jährige in der Vonderner Gesellschaft aktiv. Und kann aus den 7 x 11 Jahren, die die Gesellschaft am Wochenende mit Jubiläumssitzung und Empfang gebührend feierte, viel erzählen. Hier sind die Stammbäume vieler Familien gänzlich närrisch gewachsen.

Nachbarschaft statt Nachbarstadt

Die Vonderner haben ihren festen Platz bei der Entstehung des Brauchtums in der Stadt – denn vor dem Jahr 1936 bildete sich für jeckes Treiben regelmäßig eine kleine Narren-Völkerwanderung. „Karneval spielte sich in den Nachbarregionen ab – aber nicht bei uns“, sagt Dieter Krein. „Die Gründungsväter wollten die Leute aber in der Siedlung halten. Das gesellschaftliche Leben sollte sich in der Nachbarschaft gefestigt werden. So wurde der Verein gegründet.“

Den ersten Karnevalsumzug gab es gar schon ein Jahr vor der offiziellen Gründung – und weit vor den närrischen Lindwürmern in Osterfeld und in der Innenstadt. Eine Tradition, die sich bis heute am Rosenmontag gehalten hat, obgleich es angesichts der Beteiligung und Finanzierung für die Vonderner nicht einfacher geworden ist.

Zehn Preise für die schönsten Wagen

Für eine Sache müssen die Jecken in Vondern keine Reklame mehr machen: den Wagenbau. Seit den 90er Jahren haben sich die Blau-Gelben in der Werkstatt einen Namen gemacht. Raimund Kötters ist seit 1969 mit dabei, führt heute die Riege der fleißigen Werkler am Styropor an. Zehn Preise für die schönsten Wagen haben die Vonderner bereits gewonnen. Ihr Geschick und die kreativen Ideen haben sich über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen. Vondern baut die Wagen für manche Stadtprinzen, einige Wagen werden umgerüstet und vermietet. „Wir wollen nicht nur Wagen bauen, sondern eine Geschichte erzählen“, sagt Kötters. So wandern auch bissige Kritik (Atomkraft) oder stadtverbundene Motive (Gasometer, Centro) auf die Motivwagen.

Vor der Zukunft ist der KG Blau-Gelb Vondern nicht bange. Auch wenn es für die Karnevalsvereine an Herausforderung (Nachwuchs, Gema, Auflagen) nicht mangelt, blickt die 77 Jahre junge Gesellschaft nicht mit Bauchschmerzen voraus. „Wir sind uns sicher, dass die Tradition fortgeführt und weitergegeben wird“, so Kötters und Krein.

Rund 100 Mitglieder zählt der Verein. Beim Empfang gab es auf die Jubilare warmen Applaus – die närrische Familie hält zusammen.