Oberhausen. .

Barcelona und Genua haben es vorgemacht: Künstler präsentierten in leer stehenden Geschäftsräumen ihre Kunst. Der Erfolg: Auch problematischen Stadtvierteln wurde neues Leben eingehaucht. Ähnliches will auch der Oberhausener Verein Kultur im Turm (kitev), der diese Idee jetzt auch in Oberhausen umgesetzt hat – mit einer temporären künstlerischen Bespielung eines Leerstandes im Hauptbahnhof und der Marktstraße. Die Aktion lief in der Vorweihnachtszeit unter dem Motto Leerstand 012 – Offensive!

Das leere Ladenlokal im Hauptbahnhof neben McDonald’s war das erste Objekt der künstlerischen Aktion. In Kooperation u.a. mit den Künstler-Gruppen Shiny Toys, LaborBerlin, 99 Cent Theater und dem Performancekollektiv K.I.E.Z. ToGo richtete kitev den Leerstand mit Rauminstallationen und Videoprojektionen ein. Es gab eine Bühne, Tanzfläche und Theke. DJs verwandelten den Laden in einen Club. Eine Woche lang wurde der Raum täglich ab 15 Uhr bespielt – mit Theater, Film, Performance, VideoArt, Musik.

Öffentliche Werkstatt

So verwandelte „Shiny Toys“, Netzwerk für audiovisuelle Experimente, den Leerstand in ein Labor auf Zeit, bei dem öffentliche Werkstattarbeiten zum Zuschauen und Mitmachen einluden. Die Künstler eröffneten magische Sphären zwischen Labor, Kinderzimmer und Wunderkammer, experimentierten mit Materie, Licht und Ton, mit analogen wie digitalen Bild- und Klangerzeugern, arrangierten chemische und physikalische Prozesse und setzten selbst gebaute kinetische Objekte ein. Das Ergebnis waren poetische multimediale Collagen, die verzauberten und irritierten. „Shiny Toys“ eröffnet durch Verschränkung mehrerer ästhetischer Ebenen wie Raum, Licht, Klang, Bild und den Einsatz digitaler und analoger Medientechniken neue Möglichkeiten der Wahrnehmung.

Das Ladenlokal im Erdgeschoss wurde bereits 2009 von kitev bespielt – damals u.a. mit einer Ausstellung von Modellen und Plänen für einen Umbau des Bahnhofsturms, der nun im Gange ist.

Suche nach der Oberhausener Seele

Wenige Tage später war K.I.E.Z. ToGo auf der Marktstraße unterwegs mit dem Thema „Santa Barbara sucht dort die Seele Oberhausens“. Die Performancegruppe fragte Passanten nach der Oberhausener Seele und erhielt Antworten wie „Du musst in deinem Herzen suchen“, „Die Seele gibt’s nicht mehr. Hier sind alle auf Hartz IV“, „Wenn du suchen willst, guck in der Sparkasse“ oder auch „Ein bisschen Seele ist im Weihnachtswald.“

Die Gruppe „Theorie und Praxis“ suchte zudem das Gespräch mit in Oberhausen lebenden und arbeitenden Menschen, um ihre Wünsche zu ihrem Quartier zu erfahren.

„Wir waren trotz des kurzen Vorlaufs dieser Aktion mit der Resonanz zufrieden“, sagt kitev-Sprecher Stefan Schroer. An weitere Aktionen ähnlicher Art werde im Verein bereits gewerkelt; schon Ende Februar könnte es soweit sein, kündigt Schroer an.