In Oberhausen ist einer Studie zufolge die Gefahr, dass Kinder als Fußgänger verunglücken, größer als in den meisten anderen deutschen Städten und Gemeinden. Das geht aus dem aktuellen „Kinderunfallatlas“ der Bundesanstalt für Straßenwesen hervor. Zwischen 2006 und 2010 verunglückten statistisch gesehen jährlich 1,26 von 1000 Kindern der Altersgruppe unter 15 Jahren, wenn sie zu Fuß unterwegs waren. Oberhausen liegt hier unter 412 Kreisen und Städten in Deutschland auf dem Platz 392. Die Bundesanstalt spricht von einer „hohen Unfallbelastung“. Unfälle als Radfahrer oder Beifahrer im Auto dazugerechnet, kamen in Oberhausen 2,89 von 1000 Kindern zu Schaden.

Unfallzahlen sinken

Zwar lässt die Untersuchung der Bundesanstalt keine genaueren Schlüsse zu, generell gehen die Verfasser aber davon aus, dass eine hohe Bevölkerungsdichte und ein hohes Verkehrsaufkommen dazu beizutragen, dass Kinder eher in Unfälle verwickelt werden. Zwei Punkte, die auf Oberhausen absolut zutreffen.

Die Oberhausener Polizei betont, dass die Zahlen der Studie nicht aktuell seien. „Im laufenden Jahr sind 49 Kinder bei Unfällen verletzt worden. 2011 waren es noch 66“, erklärt Dirk Marten, einer der vier Verkehrssicherheitsberater bei der örtlichen Behörde. Von einer großen Gefahr für Kinder auf Oberhausener Straßen will er deswegen nicht sprechen. Dieter Elsenrath-Junghans von der örtlichen Verkehrswacht will das Ergebnis des Kinderunfallatlas nicht überbewerten. „Oberhausen ist eigentlich vorbildlich aufgestellt, was die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr anbelangt.“

Dennoch dürfe man dieses Thema nicht ruhen lassen, da es immer Raum für Verbesserungen gebe. „Man muss vielen Leuten ins Gedächtnis rufen, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind. Die Kleinen können den Straßenverkehr nicht so wahrnehmen wie wir“, gibt Elsenrath-Junghans zu bedenken. Dabei spiele zum Beispiel die geringere Körpergröße eine Rolle. „Sollte der Gehweg zugestellt sein, können die Kinder nicht einfach über die Autos schauen. Sie müssen bis auf die Fahrbahn laufen, um etwas zu sehen.“

Untersuchungszeitraum 2006 bis 2010

Das Bundesamt für Straßenwesen hat für die Untersuchung den Zeitraum 2006 bis 2010 herangezogen.

Im Landkreis Südwestpfalz können sich Kinder am sichersten fühlen. 1,5 von 1000 Kinder verunglücken dort im Jahr. Auf den Straßen von Neumünster sind es dagegen 5,67 Kinder von 1000, das ist der letzte Platz in der Studie.

Ein weiterer Punkt ist laut Elsenrath-Junghans besonders tückisch: Im Grundschulalter können Kinder keine Geschwindigkeit einschätzen. „Wenn man einen Erstklässler an die Straße stellt und ihn fragt, wie schnell denn ein Auto unterwegs war, kommen die unglaublichsten Antworten zurück“, so Elsenrath-Junghans. Es gibt zwei Ansätze, um zu verhindern, dass Kinder in Unfälle verwickelt werden. Neben der Verkehrserziehung der Kinder setzt die Verkehrswacht elektronische Infotafeln ein, die Autofahrern zeigen, ob sie zu schnell unterwegs sind. „Unsere Erfahrungen mit diesen Displays sind positiv“, so Elsenrath-Junghans. „80 Prozent der Fahrer passen die Geschwindigkeit an.“ Es gebe nur einige, unbelehrbare Raser.

Polizist Dirk Marten setzt mit seinen Kollegen verschiedene Projekte zur Verkehrssicherheit um. „Wir proben etwa mit den Kindergartenkindern, die kurz vor der Einschulung stehen, schon einmal den Schulweg ein.“

Ein weiterer Punkt ist der Fußgänger-Führerschein. „Im ersten Schuljahr machen wir zunächst ein paar Übungen. In der zweiten Klasse steht dann die Prüfung an.“ Um die Kleinen zu motivieren und sie für ihren Einsatz zu belohnen, gibt es eine Urkunde. „Es ist besonders wichtig zu zeigen, dass etwas richtig gemacht wurde. Viele Eltern vergessen leider, ihre Kinder zu loben.“

Mit dem Fahrrad-Führerschein geht es im vierten Schuljahr weiter. In den fünften Klassen wird seit kurzem ein Training zum sicheren Busfahren angeboten. „Das machen wir zusammen mit der Stoag. Da zeigen wir den Kindern unter anderem, wie wichtig es ist, sich im Bus immer festzuhalten.“