Oberhausen. . Die Festtage sind oft für Kranke oder Alleinstehende eine Qual. Die Caritas lädt sie ein.
Endlich sind sie da, die besinnlichen Tage. Zur Ruhe kommen, mit den Lieben gemütlich zusammensitzen, das vergangene Jahr Revue passieren lassen. Von den meisten lang herbeigesehnt, ist diese Zeit für viele einsame, psychisch kranke oder süchtige Menschen kaum auszuhalten. Das psychosoziale Gesundheitszentrum der Caritas lässt sie auch in der Advents- und Weihnachtszeit nicht im Stich.
Bei einer vorgezogenen Weihnachtsfeier kamen rund 70 Besucher, Mitarbeiter und Ehrenamtler in der Kontakt- und Beratungsstelle Altfridhaus zusammen – mit Gedichten, Spielen, Stollen und Musik. Und mit freundschaftlicher Wärme, die Vieles vergessen macht.
Sehnsucht nach Verlorenem
„Viele Suchtkranke und psychisch kranke Menschen sind alleinstehend“, sagt Norbert Nilkens, Leiter des psychosozialen Gesundheitszentrums. „Aufgrund der Krankheit sind Ehen zerbrochen. Andere wiederum sind krank, weil ihr Partner gestorben ist.“ Gerade für diese Menschen sei die besinnliche Zeit „sehr, sehr problematisch“. „All die schrecklichen Erlebnisse kommen ebenso hoch wie all das Schöne, das einmal war und jetzt nicht mehr ist.“
Es sei die Sehnsucht nach Dingen, die nicht wiederzuholen sind, die manchen an diesen Tagen quält, auch jene, so Nilkens, die vorher behaupteten, dass der Feiertagstrubel sie kalt lässt: „Aber dann holt es einen doch ein.“
Depression und Burnout-Syndrom
Erika Kowalewski (71) und Anneliese Hennes (75) werden an Heiligabend nicht alleine sein. Und trotzdem lassen sie es sich nicht nehmen, im Altfridhaus mitzufeiern, mit all den Menschen, die ihnen längst ans Herz gewachsen sind, mit denen sie bei den wöchentlichen Treffen, auf Ausflügen und Reisen schon so viel geteilt haben. Kennen gelernt haben die Frauen sich im Krankenhaus, in der Psychiatrie. Frei von der Leber erzählen sie es, überraschend offen und klar.
2004 war das und beide waren an einem Tiefpunkt in ihrem Leben angelangt. Erika Kowalewski wegen einer Depression, in die sie die nervenaufreibende Arbeit in einem Altersheim getrieben hatte, Anneliese Hennes mit einem Burnout-Syndrom, das auf die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter zurückzuführen ist. Beide Frauen waren voll berufstätig, hatten Kinder – und konnten einfach nicht mehr.
Der Austausch hilft den Betroffenen
„Ich wusste, dass etwas mit mir nicht stimmt“, sagt Erika Kowalewski, „aber ich wusste nicht, was es ist. Ich dachte, Depression, das ist bestimmt etwas ganz anderes.“ Mittlerweile weiß sie, wie sich die Krankheit bemerkbar macht. Den letzten Rückfall hatte sie 2009, da musste sie erneut in eine Klinik. „Ich schäme mich nicht mehr dafür, ich akzeptiere es“, sagt sie. Viel haben ihr die Treffen bei der Caritas geholfen, die vielen Gespräche mit den anderen.
„Das ist eine schöne Gemeinschaft“, pflichtet ihr Anneliese Hennes bei. Auch sie hat viel gelernt in den vergangenen Jahren. Zwar besucht sie immer noch regelmäßig ihre Mutter, die inzwischen 100 Jahre und altersmilde geworden ist, doch sie kennt auch ihre Grenzen. „Ich mach mich nicht mehr wegen anderer verrückt. Das ist vorbei.“
Weitere Caritas-Angebote: Café, 25. Dezember, 14 Uhr, Altfridhaus, Mülheimer Str. 202; Brunch, 27. Dezember, 11 Uhr (Beitrag: 2 Euro), Gleis 51, Mülheimer Str. 111; Spieltreff, 28. Dezember, 10 Uhr, Altfridhaus.
Das Altfridhaus hat am 25.12. (14-16 Uhr), 28.12. (10-16 Uhr), das „Gleis 51“ am 24., 26., 28. und 31.12., (11-14 Uhr) geöffnet. Info: 94 04 06 60.