Oberhausen. . Hinter den Kulissen bereiten sich SPD’ler auf den Abschied von Wehling vor.Ob 2014 oder 2015: Nur wenige Kandidaten gelten als OB-tauglich.

In der Politik gibt es für effiziente Oppositionsarbeit ein paar Leitsätze, die man nicht ohne akuten Grund verlassen sollte. Eines dieser Prinzipien lautet: Fordere nie zu früh den Rücktritt eines Regierungspolitikers, denn dann erreicht man nur das Gegenteil

Oberhausens CDU-Chef Wilhelm Hausmann hat am Mittwoch, fünf Tage vor Heiligabend, Oberbürgermeister Klaus Wehling (SPD) aufgefordert, aus Kostengründen ein Jahr eher sein Amt niederzulegen: Statt 2015 solle er schon 2014 gehen. Denn dann könne man nach einem rot-grünen Landesgesetzesplan bereits 2014 den Rat und den OB an einem einzigen Wahltag wählen lassen. Sonst wäre das erst 2020 möglich. Ein konkreter inhaltlicher Grund für einen Rücktritt fiel Hausmann nicht ein, außer: „Wir werten seine Arbeit als äußerst dürftig.“

CDU-Attacke aufs Stadtoberhaupt

Die Reaktion auf diese CDU-Attacke von Wehling war vorhersehbar: Wie stets beteuert er, er werde sein Amt bis 2015 voll ausfüllen, solange er sich fit fühlt. Welchen Grund sollte Wehling auch haben, sein Amt ein Jahr eher aufzugeben, das er offensichtlich sehr gerne ausübt? Er liebt die bodenständige Nähe zu Bürgern, ob Unternehmer oder Putzfrau; er ist bei vielen beliebt, weil er ein Typ Mensch ist, mit dem man bevorzugt ein Bier zusammen trinkt.

Der gelernte Sparkassenkaufmann und studierte Berufsschullehrer hält zwar im Sinne von Helmut Schmidt Visionen für die Zukunft einer Stadt eher für eine Krankheit denn für gute hilfreiche Leitplanken der Tagespolitik, dafür setzt er sich oft für konkrete bürgernahe Alltagslösungen ein. Nun hat sich der 65-Jährige zwar im Sommer einer Krebsoperation unterziehen müssen (das würde wohl jeden nachdenklich machen), doch er versichert allen, die ihn fragen, dass er so gesund und tatkräftig wie eh und je ist. Und bis 2015 Stadtoberhaupt bleibt.

Der Spagat der Doppelrolle

Ob 2014 oder 2015 – seine Partei, die Oberhausener SPD, bereitet sich in Hintergrund-Gesprächen seit einiger Zeit darauf vor, einen Nachfolger aufzutreiben. Denn gute Kräfte zu finden und zu überzeugen, das dauert. Zumal der geborene Wehling-Nachfolger, Oberhausens Parteichef Michael Groschek, als Bauminister lieber Nordrhein-Westfalens Infrastruktur retten will als seine Lieblingsstadt.

Hört man sich ein wenig um, gibt es eine Menge Leute, die den einflussreichen und cleveren Chef des Oberhausener Gebäudemanagements (OGM), Hartmut Schmidt, als Favoriten für das städtische Spitzenamt sehen. Er könnte den Spagat der Doppelrolle als Rathaus-Verwaltungschef und oberster Repräsentant schaffen.

„Der Hardy, der kennt die Verwaltung und der kann da mal ordentlich aufräumen“, hoffen nicht wenige Genossen. Ob er selbst den gut dotierten OGM-Posten verlassen will? Ein klares „Auf keinen Fall“ jedenfalls haben Sozialdemokraten von ihm noch nicht gehört.Zugetraut wird der Chefposten in der Stadt auch Kämmerer Apostolos Tsalastras, der seit Jahren auf fast jeder Feier vorbeischaut und freundlich Kontakte knüpft. Ihm wird sein jetziger Wohnort Hilden nicht mehr negativ angekreidet: Wenn er OB-Kandidat würde, müsste er aber hierhin ziehen. Sein breites Erfahrungsfeld, vom Sozialen über die Kultur bis hin zum Zahlen-Herrscher, spricht für ihn.

Auch Jochen Kamps steht zur Debatte

Ein Name, der auch häufiger fällt, ist Jochen Kamps. Der jetzige Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt und des Zentrums für Ausbildung und berufliche Qualifikation Oberhausen (ZAQ) hat in früheren Berufsjahren das Rathaus von innen kennengelernt. Er hat nicht nur eine offene Menschen zugewandte Art, sondern fällt auch durch unkonventionelle Lösungen im Sozialalltag auf. Kamps wäre ein Team-Spieler, der mit einer Truppe Vertrauter die Stadt kreativ aufmischen würde. Dies könnte Oberhausen durchaus nützen.</p>

Klaus Wehling ist bei den Kommunalwahlen 2009 mit einem guten Ergebnis von 47 Prozent zum zweiten Mal zum Oberbürgermeister gewählt worden. 2004 kam er auf 54 Prozent.
Sein Gegenkandidat
, der frühere Oberhausener CDU-Ordnungsdezernent Dirk Butler, kam 2009 auf 32,2 Prozent. 2004 erhielt der heutige CDU-Fraktionschef Daniel Schranz 32,5%.