Oberhausen. Die Polizei hatte eine Seniorengruppe zum Blick hinter die Kulissen eingeladen. Fingerabdrücke und Lichtbilder als Erinnerungsstücke.
Die Wände sind bis oben gefliest, noch nicht mal eine Matratze liegt auf dem Boden. Margret Hinz wird es für einen Moment flau im Magen. „Beim Blick in die Zellen wurde mir schon etwas mulmig zumute. Da will ich nie drin sitzen müssen.“ Das wird sie hoffentlich auch nicht. Zusammen mit einer Gruppe von 30 Senioren, die sich über das Evangelische Familien- und Erwachsenbildungswerk und Arbeit und Leben gemeldet hatten, erkundete Hinz einen Nachmittag lang das Oberhausener Polizeipräsidium und löcherte die Beamten mit Fragen. Wir begleiteten sie bei diesem Rundgang.
Startpunkt: Empfang
Nach einer kleinen Informationsrunde mit Polizeihauptkommissar Axel Deitermann geht es direkt los. Passender Startpunkt: Der Empfang. „Jeder, der ins Präsidium will, muss sich hier melden.“ Eine offene Tür gibt es bei der Polizei nämlich verständlicherweise nicht. „Es muss natürlich darauf geachtet werden, wer da ins Haus will“, so Deitermann. „Früher mussten alle Besucher ihren Ausweis vorzeigen und sich im Gästebuch eintragen. Das ist heute aber nicht mehr der Fall.“
Nächster Halt: Erkennungsdienst
Der nächste Halt für den Seniorentross ist bei den Beamten des Erkennungsdienstes. „Hier werden die Verdächtigen fotografiert, und auch die Fingerabdrücke werden hier abgenommen.“ Eine nette Anekdote: „Die Kamera, mit der die Lichtbilder gemacht werden, hat vor zig Jahren mal 15.000 Euro gekostet. Inzwischen ist sie aber längst nicht mehr auf dem Stand der Technik“, erklärt Deitermann.
Beklemmendes Gefühl
Als es mit der Gruppe in den Zellentrakt geht, wird es spürbar ruhiger. Beklemmung macht sich breit. „Das ist schon ein komisches Gefühl hier“, heißt es vom Nebenmann, der den Gang in eine der Zellen gewagt hat. Zugegebenermaßen gibt es deutlich freundlichere Orte auf der Welt.
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„Um zu verhindern, dass sich die Insassen verletzen oder etwas in Brand gerät, bleiben diese Zellen kahl.“ Zudem sind die Räume bis oben hin gefliest, damit es bei der Reinigung keine Probleme gibt. „Gürtel und Schnürsenkel müssen draußen bleiben. Die Wertsachen werden extra verwahrt.“ Glücklicherweise müssen sich die Senioren aber keine Sorgen machen, hier mehr als ein paar Minuten zu verbringen.
Hier hat Axel Deitermann noch eine Anekdote aufzubieten. „Früher gab es in der kalten Jahreszeit immer wieder Obdachlose, die etwa eine Scheibe eingeschmissen haben, damit sie eine Nacht lang einen warmen Schlafplatz haben.“ Inzwischen komme das aber nur noch äußerst selten vor.
"Hinter den Kulissen"
Rita Schilling vom Evangelischen Familien- und Erwachsenenbildungswerk hat den Seniorenrundgang mitorganisiert. „Wir haben eine Reihe, die sich ‘Hinter den Kulissen’ nennt. Wir besuchen dann verschiedene Institutionen in der Stadt und im Land.“ Sie selbst hat der Besuch bei der Polizei nachdenklich gestimmt. „Es ist schon erschreckend gewesen. Man merkt, dass es neben unserer geordneten Welt, in der wir uns tagtäglich bewegen, auch noch etwas anderes gibt.“
Hintergründe der Polizeiarbeit
Für Margret Hinz hat sich der Rundgang definitiv gelohnt. „Meine bisherigen Erfahrungen mit der Polizei waren immer sehr positiv.“ Daran habe sich auch jetzt nichts geändert. „Das war heute sehr informativ, mal etwas über die Hintergründe der Polizeiarbeit zu erfahren. Man merkt auch, wie viele Aufgaben die Beamten übernehmen müssen, und dass es manchmal am Rückhalt der Bevölkerung fehlt.“
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