Oberhausen.

Ein großer Wurf für die Entwicklung der Innenstadt sollte sie sein, einen Hauch von Karsch-Haus oder KadeWe in die City bringen: die Markthalle. Doch die Hoffnungen, die bei der Eröffnung Mitte der 1980er Jahre an den Komplex an der unteren Marktstraße geknüpft wurden, sollten sich nicht erfüllen.

Viele hochfliegende Pläne und Konzepte sind in dem mittlerweile wieder einmal leerstehenden Gebäude, das Anfang der Woche durch einen Brand in einem Garagenanbau auf sich aufmerksam machte, gescheitert. Eine Chronologie, wie sie sich anhand von Zeitungsberichten nachvollziehen lässt.

Weinkontor, Fischgeschäft

Bei der Eröffnung der „Markthalle“ vereinte eine „Shop-in-shop“-Konzeption Frischemarkt, Metzgerei, Bäckerei und Gastronomie unter einem Dach – und geriet ziemlich bald schon zum Flop. „Wann erwacht die Markthalle endlich aus ihrem Dornröschenschlaf?“, titelte eine örtliche Zeitung Anfang 2002. Damals war ein dänisches Bankhaus damit befasst, das Haus zu verkaufen, das es 1996 für gut 4,3 Millionen D-Mark ersteigert hatte.

Noch im Herbst des selben Jahres kehrte Leben in das Gemäuer zurück: Wolfgang Ufer, in den 80er Jahren Weltmeister im Thai-Boxen, eröffnete im Oktober das „Fitnesscenter Markthalle“ – mit einem „Boxring im Olympiaformat“ im zweiten Stock. Ins Erdgeschoss sollten ein Weinkontor, ein Fischgeschäft, ein Obst- und Gemüsehändler, ein Hähnchenbrater und eine Kneipe einziehen, im ersten Stock sollten Oberhausener wieder Chinesisch speisen können.

Doch schon gut ein Jahr später hatte sich bei bei Ufer Ernüchterung breit gemacht: Die Erwartungen, die er an die Markthalle geknüpft habe, seien nicht erfüllt worden, erzählte er der NRZ. Mehrere Interessenten fürs Erdgeschoss seien wegen „zu schlechter Eigenkapitaldecke“ gescheitert. Zudem leide das Fitnesscenter unter der schlechten wirtschaftlichen Lage möglicher Kunden.

Auch Events halfen nicht

Auch allerseits gefeierte sportliche Events wie die „House Gala“, bei der Ende 2003 Athleten ihr Können in den Disziplinen Chinesisches Boxen, Kickboxen und Vollkontaktboxen unter Beweis stellten, und ein um Selbstverteidigungskurse erweitertes Angebot hielten den Niedergang nicht auf: Im Herbst 2005 – die Markthalle mit ihren rund 2700 Quadratmetern Nutzfläche war wieder zum überwiegenden Teil leer – stand das Haus zur Versteigerung.

Der Verkehrswert wurde mit 1,1 Millionen Euro beziffert. Für eine Nachnutzung seien „umfangreiche Instandsetzungsarbeiten einzuplanen“, hieß es damals im Wertgutachten. Ein Käufer fand sich nicht. Im März 2007 wurde das Gebäude beim Amtsgericht abermals zur Zwangsversteigerung angeboten – und obwohl es keine Grenze mehr nach unten gab, fand das Objekt keinen Abnehmer.

Ein Arzt aus Düsseldorf, der schon einen notariellen Kaufvertrag über 1,3 Millionen Euro ausgehandelt hatte, um dort Betreutes Wohnen zu realisieren, konnte die Finanzierung nicht aufbringen, weshalb das Haus erneut unter den Hammer musste. Beim dritten Zwangsversteigerungstermin war ein Interessent aus Bremen aufgetreten, der 600.000 Euro bot und ankündigte: „Wir machen da was Schönes von.“ Schon kurz darauf hatte er seine Rechte an die „Mace Investment GmbH“ abgetreten.

„Wie in der Zeche Carl“

Der derzeitige Pächter, der Gastronom Zeljko Lekic aus Bottrop, hatte im Herbst 2008 angekündigt, bald wieder Leben in die Halle zu bringen – mit einem Gastronomiekonzept: „Verschiedene kulturelle Angebote“ schwebten ihm vor: „Fast so was wie in der Zeche Carl“, hatte er im NRZ-Gespräch geschwärmt.

Inzwischen hat sich auch bei ihm Ernüchterung breitgemacht. Nachdem eine von ihm beantragte Nutzungsänderung gescheitert sei, wolle er das Objekt nun vermieten, um es dann besser verkaufen zu können. Einen Interessenten gebe es aktuell, erklärte er am Donnerstag – ein Sportstudio...