Oberhausen. . Der erste Termin zur Zwangsversteigerung des Gartendoms in Oberhausen endete ohne Verkauf. Niemand bot mehr als 300.00 Euro, 1,87 Millionen wären das Minimum gewesen. Jetzt werden Immobilie und Grundstück im Herbst erneut feil geboten.
„Bietet jemand mehr als 300 000 Euro?“ Dreihunderttausend. Die Zahl steht im Verhandlungssaal 308 des Amtsgerichts, ohne dass sie jemanden weiterbringen würde. 1,87 Millionen Euro müssen an diesem ersten Termin zur Zwangsversteigerung des Grundstücks an der Vestischen Straße 41 mindestens geboten werden. Das ist die Hälfte des Marktwerts der 7300 Quadratmeter großen Geschossfläche, die den Gartendom samt umgebendem Grundstück ausmacht. Bei Geboten darunter müssen die Gläubiger ablehnen und ein neuer Termin wird vereinbart, bei dem dann eine weitaus geringere Summe zu zahlen wäre: Und um 9.40 Uhr sieht es genau danach aus. Hinter seinem erhöhten Pult fragt Rechtspfleger Ralf Clermont erneut: „Bietet jemand mehr als 300 000 Euro?“
Hessischer Immobilienberater wurde vertreten
Michael Reimann schaut von seiner Rheinischen Post auf. Der groß gewachsene Mann mit dem dichten Oberlippenbart hatte das sechsstellige Gebot abgegeben, er war der erste an diesem Morgen, hatte mit einer jungen Frau vor dem noch verschlossenen Saal gesessen und über den Gartendom gesagt: „Ist ein schönes Gebäude.“ Aufmerksam hatte er Clermonts Vorstellung der beiden Gläubigergruppen gelauscht, die zwei Männer von der Stadtverwaltung sitzen gleich neben ihm, die Vertreterin der Volksbank Rhein-Ruhr bittet er um ein Gespräch vor der Tür. Drei Minuten später sein Gebot. 300 000 Euro. „Das reicht nicht aus“, sagen die Männer von der Stadt.
Reimann weiß das natürlich. Schließlich arbeitet er selbst für die Volksbank Rhein-Ruhr, betreut dort Gewerbekunden. Ob er für einen Kunden bietet, will Reimann zwar nicht sagen, der Projektentwickler, der hinter dem geplanten Themenhotel steht, gibt aber später am Telefon zu: „Ich war zwar nicht da, aber vertreten“, sagt Heinrich Ernst Bert, ein hessischer Immobilienberater. Über Reimann? „Ja.“
Spiel auf Zeit
Gläubiger und Interessent spielen also auf Zeit: Die Bauvoranfrage für das Hotel sei bereits genehmigt, bestätigt Bert, nun wolle er mit möglichen Investoren sprechen, eh er einen Einblick in seine Pläne zulässt. Dafür braucht er Zeit: „Neun Monate“, verlangt die Vertreterin der Volksbank im Saal 308, in den Herbst solle also der zweite Versteigerungstermin gelegt werden.
Auch dem zweiten Interessenten würde das in die Hand spielen: Minutenlang hatte Harald Biegiesr auf den Parkettboden vor sich gestarrt, eh der Mann in der Lederjacke die Vertreterin der Volksbank ebenfalls vor die Tür bittet. Biegiesr plant für den Gartendom eine noch schwammige Mischform aus Produktionsstätte und Medienhaus, den Dom hat er lieb gewonnen, „weil dieses Objekt für das Ruhrgebiet strahlen könnte“. Fast zehn Minuten diskutiert er vor der Tür mit der Bankvertreterin, nur ein lautes Stimmengewirr dröhnt in den stillen Saal, in dem nicht einmal die Uhr hörbar zu ticken wagt. Dann: „Kein weiteres Gebot.“ Biegiesr will stattdessen einen neuen Besichtigungstermin, damit der Wert des Doms neu bestimmt werden kann. Clermonts letzter Versuch „Bietet jemand mehr als 300 000 Euro?“, wird verneint, der Zuschlag an Reimann wie geplant verwehrt.
Und jetzt? Im Herbst wird wieder zur Versteigerung gebeten. Projektentwickler Bert plant, im Namen gefundener Investoren mitzubieten.