Essen. . Immer weniger Anmeldungen, immer weniger politische Rückendeckung: Die Hauptschule wird zum Auslaufmodell. Oberhausen macht jetzt ernst - und will als erste Großstadt das Ende der Hauptschulen einläuten. Unter den Bürgern stößt die Entscheidung der Stadt auf kräftigen Widerstand.

Die Hauptschulen an Rhein und Ruhr werden immer mehr zum Auslaufmodell. Während ­erste kleinere Kommunen bereits ohne Hauptschule auskommen, will nun Oberhausen als erste Großstadt das Ende der verbliebenen drei Schulen einläuten. Damit wächst der Druck auf die Realschulen, auch Kinder mit eindeutiger Hauptschulempfehlung aufnehmen zu müssen.

In den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil der Hauptschüler in NRW von knapp 24 auf 16 Prozent im Schuljahr 2011/2012 gesunken. Nun sollen vermehrt Haupt- und Realschulen zu so genannten Sekundarschulen zusammen gelegt werden. Während das in Dinslaken oder in Kleve gut funktioniert – dort gibt es keine Hauptschule mehr – wehren sich Realschulen in Essen oder Oberhausen gegen die Sekundarschule, weil sie befürchten, an Profil zu verlieren.

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Von Birgitta Stauber-Klein

In den Städten bleibt ohnehin die Gesamtschule die gefragte Alter­native sowohl zur neuen Sekundarschule als auch zu Haupt- und Realschulen, ergaben die Recherchen unserer Lokalredaktionen.

Anmeldezahlen an Hauptschulen auch 2011 dramatisch gesunken

Obwohl die Anmeldezahlen auch 2011 dramatisch gesunken sind, ist der Unmut über angekündigte Schließungen stellenweise groß. So laufen in Mülheim Bürger Sturm gegen die Schließung einer von zwei Hauptschulen. Die Schule gilt als sehr erfolgreich. In Oberhausen befürchten Kirche, Eltern und Lehrer, Kinder könnten auf großen Gesamt- und ­Sekundarschulen untergehen.

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Von Matthias Korfmann, Birgitta Stauber-Klein und Gianna Schlosser

Udo Beckmann, Vorsitzender des Lehrerverbandes Bildung und Erziehung NRW, wundert sich nicht über den Widerstand. Bevor das Ende einer Schulform eingeläutet werde, sollten Kommunen abfragen, welche Schule sich Eltern von Grundschulkindern wünschen. Zudem müsse es Konzepte zur Schulentwicklung und Pädagogik geben, bevor der Rat über das Ende abstimme, „um der Klientel gerecht werden zu können“, sagte er der Redaktion.

Der Dortmunder Schulforscher Ernst Rösner erwartet eine Veränderung. „Wenn es keine Hauptschulen mehr gibt, müssen sich Lehrer auf buntere Klassen einstellen“, so der Experte.