Oberhausen. . Die Zinsen für Kontoüberziehungen liegen deutlich über denen anderer Ratenkredite
„Liebling, was haben unser Girokonto und unser Bett gemeinsam? Beide sind frisch überzogen“. Zugegeben, ein alter Witz, aber er hat was. Gar nicht witzig hingegen ist die Tatsache, dass Bankkunden für einen Überziehungskredit – Fachjargon Dispokredit – einen hohen Preis zahlen müssen. Die Zinsen sind nicht ohne, wie die Verbraucherschützer seit Jahren monieren. Doch was bleibt einem übrig, wenn die Waschmaschine streikt und auf dem Girokonto ist gerade Ebbe?
In einer Forsa-Umfrage vom Juli empfanden 80 Prozent die durchschnittliche Höhe der Dispozinsen als unangemessen hoch, gut 43 Prozent wussten allerdings nicht, wie hoch ihr Satz zur Zeit ist.
Woran orientiert sich der Zinssatz für den Dispo?
„Er ist bei uns an den Referenzzinssatz EONIA (Zinssatz für Tagesgelder im Interbanken-Geschäft) gekoppelt. Zinssenkungen des EONIA geben wir unmittelbar und 1:1 an unsere Bestandskunden weiter“, erklärt die Commerzbank. „Die Höhe des Zinssatzes ist an einen Referenzzinssatz gekoppelt, den Drei Monats-Euribor“, schreibt die Stadtsparkasse. Fachchinesisch, mit dem der Laie wenig anfangen kann. Die Sparda-Bank West weist auf ihren Status als genossenschaftlich organisiertes Institut hin, das den Mitgliedern verpflichtet sei: „Der Zinssatz ist für alle Summen gleich – und abhängig davon, wie hoch die eingeräumte Überziehungsmöglichkeit ist.“
Der Leitzins, zu dem sich die Geschäftsbanken ihr Geld bei der Europäischen Zentralbank leihen können, liegt bei 0,75 Prozent. Warum ist der Dispo dann so teuer?
„Dispokredite stellen ein besonders flexibles und kurzfristig nutzbares Kreditangebot dar. Dieser erhöhte Nutzungsspielraum für den Kunden spiegelt sich zwangsläufig auch in höheren Zinsen im Vergleich zu Ratenkrediten wider“, schreibt der Branchenverband der deutschen Kreditwirtschaft. Ein direkter Zusammenhang zwischen der Höhe des Leitzinses und den Dispozinsen bestehe nicht.
Die Institute betonen, dass die Vorhaltung und Überwachung von Dispokrediten für sie aufwändiger als bei anderen Krediten sei. Und: „Bei einem Dispo-Kredit handelt es sich um einen ungesicherten Kredit. Für den Fall, dass der Kredit nicht zurückgezahlt werden kann, steht zunächst keine Sicherheit zur Verfügung“, so die Sparda-Bank. Zudem könne der Kunde den Kredit jederzeit bis zur vereinbarten Höhe in Anspruch nehmen, zahle aber natürlich nur für den in Anspruch genommenen Anteil Zinsen. „Den nicht verfügten Anteil müssen wir aber trotzdem vorhalten.“
Welche Alternativen gibt es zum Dispokredit?
Wer eine längerfristige Finanzierung benötigt, sollte und kann einen Ratenkredit nutzen.
Die Zinsen eines Ratenkredites sind in der Regel bei ausreichender Bonität deutlich niedriger als die Zinsen beim Dispositionskredit, so die Stadtsparkasse.
Dispokreditzinsen im Vergleich:
Für einen Dispokredit gibt es zwei Voraussetzungen: regelmäßige Einkünfte und eine positive Schufa-Auskunft. Kunde und Bank vereinbaren dann eine genehmigte Kontoüberziehung. In der Praxis gibt es zudem noch eine geduldete Überziehung des Girokontos. Wie hoch ist der aktuelle Jahreszinssatz bei Dispokrediten (Stand: 26. Oktober 2012)
Commerzbank: Die Höhe des Dispozinssatzes bei eingeräumter Überziehung beträgt 11,9 Prozent, bei geduldeten Überziehungen 17,4 Prozent.
Deutsche Bank:Nach der letzten EZB-Leitzinssenkung liegt er bei 12,50 Prozent, der Zinssatz für geduldete Überziehungen bei 16,50 Prozent.
Sparda-Bank West: Der Zinssatz für die vereinbarte Überziehung steht bis 31. Dezember 2012 fest: 9,75 Prozent. Der Zinssatz für die geduldete Überziehungsmöglichkeit ebenfalls: 13,75 Prozent.
Stadtsparkasse: 11,62 Prozent. Der Zinssatz für geduldete Überziehungen ergibt sich durch einen festen Aufschlag von 5 Prozent-Punkten auf den festgelegten Zinssatz für Dispositionskredite.