Oberhausen. . Die Oberhausener Commerzbank bietet Hypotheken ihrer Konkurrenz an, um ihren Kunden ein passendes Darlehen zu vermitteln. Nach einem Beratergespräch vergleicht sie Angebote von rund 250 Kreditinstituten. Danach kann der Berater das eigene Angebot nachbessern oder ein Konkurrenzangebot vermitteln.
Vor einem Hauskauf steht in den meisten Fällen der Weg zum Bankberater an. Nicht nur ein Mal, in der Regel sind es gleich mehrere Gespräche, um das passende Darlehen für sich zu finden. Die Oberhausener Commerzbank will ihren Kunden dies erleichtern: Sie bietet ab sofort auch Hypotheken ihrer Konkurrenz an. Die Bank tritt als Vermittler auf - Verbraucherschützer mahnen, genau hinzuschauen.
Der Immobilienmarkt boomt. Immer mehr Menschen in Oberhausen wollen ihr eigenes Heim kaufen, sagt Andreas Ambrosat, Mitglied der Geschäftsleitung Privat- und Geschäftskunden. Das Neugeschäft mit Immobilienfinanzierungen sei in Oberhausen „seit Jahresbeginn auf neun Millionen Euro gewachsen. Das ist ein Plus von fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“ Grund dafür ist vor allem das historische Zinstief: Durch die Finanzkrise gibt es derzeit Immobilienkredite mit zehnjähriger Zinsbindung zwischen zwei und drei Prozent. Vor zwei Jahren lag der Zinssatz noch bei über vier Prozent.
Berater kann Konkurrenzangebote vermitteln
Immobilienfinanzierungen sind ein wichtiges Ankerprodukt für die Banken, weil sie Kunden über Jahre an ein Institut binden. Auf der Suche nach den besten Angeboten wenden sich aber immer mehr Menschen von der Hausbank ab. An diesem Punkt will die Commerzbank nun ansetzen. „Wir möchten unseren Kunden eine unabhängige Beratung und einen umfangreichen Service bieten“, sagt Ambrosat.
Geschehen soll das über eine Plattform, die ab August in allen 1200 Deutschland-Filialen der Commerzbank zum Einsatz kommen soll. Nach einem Beratergespräch, bei dem die individuellen Daten eines Kunden erfragt werden, vergleicht diese Plattform Angebote von rund 250 Kreditinstituten. Der Bankberater kann dann entweder ein Konkurrenz-Angebot vermitteln – dafür kassiert die Commerzbank eine Provision – oder das eigene Angebot nachbessern.
Gute Erfahrung in Hamburg
Mit diesem Konzept hat die Bank bereits gute Erfahrungen in Schleswig-Holstein und Hamburg gemacht. In Norddeutschland war die Plattform getestet worden, das Neugeschäft mit Immobilienkrediten stieg um 20 Prozentpunkte.
Beschwerden von Verbrauchern seien nicht laut geworden, sagt Michael Harte, Referent für Finanzdienstleitung in der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Er ist dennoch skeptisch: „Die Vermittlerrolle ist ein eigenkapitalschonendes Geschäft, bei dem die Bank keine Risiken eingeht und trotzdem einen Imagevorteil erhält.“ Letztlich sei zu hinterfragen, „warum eine Bank nicht an der kompletten Baufinanzierung verdienen will“. Harte gibt zu bedenken, dass hinter der Plattform die Absicht stehen könnte, eigene Produkte zu bewerben.
Rat der Verbraucherzentrale
Annabel Oelmann, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale NRW, rät künftigen Hausbesitzern, mehrere Angebote für ein Darlehen einzuholen. „Ein generelles Problem von Plattformen ist, dass Angebote zwar verglichen werden, man diese aber nicht direkt vom Verhandlungspartner, sondern über einen Vermittler erhält.“ Weil dieser eine Provision für seine Dienstleistung erhalte, könnte, so die Fachfrau, die direkte Anfrage günstiger sein.