Oberhausen.
Der wahrscheinliche Ausfall von 23 Millionen Euro im Fall „Sport-Concept“ ist rein bilanziell verkraftet, jetzt will die amtierende Sparkassen-Spitze unter Vorstandsvize Ulrich J. Salhofen wieder wirtschaftlich in die Offensive kommen – mit intensiver Beratung, Vor-Ort-Besuchen der Firmenkunden und Sonderprogrammen für Sparer und Unternehmer.
Dabei müssen die Sparkassen-Oberen erst einmal Bedenken, Sorgen und Gerüchte unter den Kunden, aber auch in ihrer Belegschaft zerstreuen. Salhofen und Oliver Mebus, stellv. Vorstandsmitglied, tourten deshalb durch die Filialen, redeten bei vielen Treffen mit Mitarbeitern und Führungskräften. Dabei musste sich Salhofen durchaus heftige Fragen der Belegschaft gefallen lassen, die unter der Überschrift standen: „Wie konnte das nur passieren?“
Ironie, Witzeleien, hartnäckige Nachfragen
Die Kunden reagierten auf die Affäre zwar häufig mit Ironie, Witzeleien und hartnäckigen Nachfragen, wie tief die Sache die Sparkasse nun wirklich treffen werde, doch insgesamt spürten die Sparkassen-Angestellten nach Angaben von Salhofen und Mebus ein erstaunlich hohes Maß an Loyalität und Solidarität mit der Sparkasse.
Kunden hätten sich sogar eher darum gesorgt, dass der Vorgang zu massiven personellen Veränderungen in der Sparkasse führen und etwa ihrem Berater den Arbeitsplatz kosten könnte. Doch dies ist nach Angaben der Sparkassenführung nicht der Fall – schon gar nicht durch „Sport-Concept“.
„Mit Blick auf die verschärften Eigenkapital-Richtlinien durch Basel III müssen wir zwar Prozesse optimieren und die Kosten streng beachten, wir prüfen jeden durch Fluktuation frei werdenden Arbeitsplatz, aber ein Stellenabbauprogramm ist nicht geplant“, versichert Salhofen.
Mittelständler murren
Da die Sparkasse bei jeder Kontoauflösung nach den Gründen fragt, können die Fachleute nun nüchtern feststellen: Bei keiner Auflösung einer Geschäftsverbindung spielte der Schadensfall irgendeine Rolle.
Allerdings murren Mittelständler in der Stadt, sie müssten neuerdings deutlich mehr Nachweise für Kreditverlängerungen oder Darlehen bei der Sparkasse vorlegen; es sei in Oberhausen bei der Stadtsparkasse nun schwerer geworden, frisches Geld für ihren Geschäftsbetrieb zu erhalten.
Diese noch leise Kritik in der Stadt am Gebaren der Sparkasse kennen Salhofen und Mebus. „Natürlich rückte nach dem Vorfall das Thema Vorsicht ganz oben auf die Tagesordnung“, bestätigt Salhofen. Man habe alle Abläufe der Kredit- und Risikovorsorge überprüft und im Sommer 2011 den Firmenkundenberatern sehr enge Kreditgrenzen für direkte Finanzierungszusagen gesetzt. Sie hätten viel eher als bisher Genehmigungen von höherer Ebene einholen müssen. So seien die Führungsleute nun bei niedrigeren Betragsgrenzen als früher in die Kredite eingeschaltet.
Je Geschäftskunde gibt es 50.000 Euro
„Seit Januar haben wir den Firmenkundenberatern aber wieder praktisch die alten Freiräume bei Kreditvergaben eingeräumt“, sagte Salhofen. Die Führungsebenen kümmerten sich weiterhin eher als früher um die Engagements. Zudem müssten nun mehrere Unternehmen der Sparkasse in engeren Zeittakten Infos über ihren Geschäftsverlauf einreichen: Beispielsweise statt früher nur zweimal im Jahr nun einmal im Monat. Dies sei für die Firmen kein Mehraufwand, da deren Steuerberater ohnehin Monatsberichte erstellten, beteuert Salhofen.
Auch um Eindrücke des vergangenen Jahres zu zerstreuen, dass die Sparkasse den Kredithahn für Unternehmer übervorsichtig nur noch tröpfeln ließ, schaltete das Geldinstitut ein Sonderkreditprogramm: Je Geschäftskunde gibt es 50.000 Euro Investitionskredit zu einem Sonderzins ab 3,33 Prozent. Bis zu dieser Summe müssen Handwerker und andere Unternehmer oft gar keine betriebswirtschaftlichen Papiere vorlegen.
Den Sparern wiederum bietet die Sparkasse eine sichere dreijährige Sparanlage ab 4500 Euro mit Zinsen bis zu 2,0 Prozent an.
Salhofen verspricht zudem, keine Abstriche bei der Verteilung von Spenden zu machen – weiterhin sollen 1,6 bis 1,7 Millionen Euro pro Jahr ausgeschüttet werden. Im Gegenteil: Die Sparkasse will ihre Präsenz in den Stadtteilen, etwa ihren Einsatz bei Stadtteilfesten, noch stärker ausbauen – und Filialkunden mit Sonderaktionen, etwa Verlosungen von Musical-Freikarten und Theaterabos, erfreuen.