Oberhausen. .
Es wäre doch ausgesprochen praktisch, wenn sich Messer selbst schleifen würden, oder? Und Biokraftstoff aus gezüchteten Algen? Auch keine schlechte Idee. Ebenso die Nutzung riesiger Flachdächer in den Mega-Citys als landwirtschafliche Anbaufläche. Ideen für die Zukunft, Ideen, die ökologisch und praktisch zugleich sind.
Wie aus einer solchen Idee ein Produkt werden kann, damit befasst sich das 1990 gegründete Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik, kurz Umsicht, in der Nähe des Centro. Seit dem 1. Juli ist das Forschungsinstitut ATZ in Sulzbach-Rosenberg den Oberhausenern angegliedert. Schwerpunkt der Einrichtung in der Oberpfalz sind Energiespeicher.
Rechnet man die 45 Mitarbeiter in Sulzbach-Rosenberg dazu, zählt Umsicht derzeit 390 Mitarbeiter. „Angefangen haben wir hier in Oberhausen mit 25“, sagt Pressesprecherin Stephanie Wehr.
Kooperation mit der Wirtschaft
Um erfolgreich angewandte Forschung betreiben zu können, arbeitet Umsicht eng mit Unternehmen zusammen, die in der Praxis genau wissen, was Kunden wollen und was man am Markt gut verkaufen kann.
Ein Beispiel für die enge Kooperation von Forschung und Wirtschaft ist das Elastomerpulver (zerkleinerte Gummireste): Im Zuge der immer knapper und teurer werdenden Rohstoffe gewinnen zum Beispiel Gummireste an Bedeutung.
Als Produktionsabfälle sind sie häufig nur für weniger werthaltige Produkte nutzbar. Zerkleinert zu Pulver oder Granulat stecken sie in Spielplatzböden oder Fallschutzmatten. Bisher fehlten aber Techniken, um aus den Wertstoffresten auch hochwertige Produkte zu entwickeln. Den Wissenschaftlern gelang es, mit dem Zusatz von Elastomerpulver neue Materialien zu entwickeln, welche die von den Auftraggebern gewünschten Eigenschaften besitzen. In Kooperation mit den Kunden analysiert Umsicht derzeit, welche Anwendungsmöglichkeiten sich anbieten: Als Laufräder bei Rasenmähern etwa oder im Fahrzeugbereich als Spritzschutz oder Radabdeckungen.
Regelmäßige Führungen
Ein anderer Forschungsbereich sind Mikrofilter, wie sie in der Wasser-, Abwasser- oder auch Lebensmittelindustrie eingesetzt werden. Die Umsicht-Forscher befassen sich mit der Frage, wie man Filter aus unterschiedlichen Materialien für die unterschiedlichsten Anwendungen herstellen kann, die möglichst lange einsetzbar sind.
Den Fraunhofern ist also nichts ferner als Forschung im Elfenbeinturm. Dies drückt sich auch in den Kooperationen mit den Schulen aus. „Wir bieten regelmäßig Führungen an“, sagt Wehr. Auch für Ausstellungen bietet Umsicht Platz.
Vorbilder sind Biber und Ratten
Zurück zu den sich selbst schärfenden Messern. „Das Vorbild für unsere Forschung waren Biber und Ratten. Deren Zähne sind immer scharf, weil sie sich bei der Benutzung automatisch schärfen. Da haben wir etwas entwickelt“, erklärt Wehr. Und wo kann man sich so ein Messer für die Küche kaufen? „Die werden bislang nur bei Industriemaschinen eingesetzt, etwa zum Schneiden von Werkstoffteilen.“
Schade, aber vielleicht gibt’s ja mal einen Auftrag aus Solingen.